Scheitern
#71 Scheitern, Winter 2024
Das Scheitern der künstlerischen Avantgarden wurde spätestens 1974 konstatiert (vom Literaturwissenschaftler Peter Bürger). Als gescheitert gelten häufig auch große gesellschaftspolitische Entwürfe wie „der Kommunismus“, scheitern lässt sich aber auch an Alltagsanforderungen wie an Bedienungsanleitungen für neue technische Geräte. Angesichts der total gewordenen Leistungsanforderung im neoliberalen Kapitalismus, für die das Scheitern das allerletzte und unbedingt zu vermeiden ist, könnte es glatt schon als emanzipatorische Perspektive in Anschlag gebracht werden. Scheitern als widerständiges Ausklinken. Wäre da nicht die... mehr
Chicago
Zur Schrift
In jeder Ausgabe des Bildpunkt wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in der Chicago (Susan Kare, Cupertino CA, 1982, https://kare.com). Kare entwarf diese als Interfaces-Schrift für den ersten Apple Mac-Rechner. Die Chicago wurde in den Menüs verwendet, während die Namen der Icons in der Geneva dargestellt wurden – auch von...mehrfail with consequence
Editorial
Den Anarchist*innen, schrieb der anarchosyndikalistische Aktivist und Autor Augustin Souchy (1892–1984) in seiner Autobiografie, sei das Erstrebenswerte stets wichtiger gewesen als das Erreichte. Souchy, der die Revolutionen in Russland, in Mexiko, in Spanien und später auf Kuba mitgemacht und/ oder kritisch begleitet hatte, schrieb in seinen Memoiren, er scheue sich daher nicht, die Bilanz seines...mehrKünstlerische Positionen: Scheitern
Drei künstlerische Beiträge begleiten jede Ausgabe des Bildpunkt und sind als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des Heftes zu verstehen.
Bildstrecke: Julia Gaisbacher
Mittelposter: Jakub Vrba
Rückseite: Bella Ban und Viktor Rogy
Von der negativen Seite
Das Scheitern der Linken war stets mit ihren Erfolgen verknüpft. Mal entstand es aus dem Inneren der Emanzipationsansprüche heraus, mal war es der Stärke des Gegners geschuldet. Endgültig ist es nie.
mehrScheitern als politischer Vorgang
Eine kurze Diskussion zentraler Konzeptionen
Scheitern als Zäsur und Notwendigkeit. Der Umgang mit Scheitern als Privileg, das aus feministisch-kritischer Sicht zu hinterfragen ist, wenn der neoliberalen Individualisierung begegnet werden soll.
mehr„…Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen…“
Scheitern im Gespräch mit Sophia Rohwetter und Bernd Drücke
mehrImmerhin ein paar schöne Alben
Glosse
„Die höchste Kunst wird diejenige sein, die in ihren Bewusstseinsinhalten die tausendfachen Probleme der Zeit präsentiert“, hat Richard Huelsenbeck 1918 im Manifest Der Dadaismus im Leben und in der Kunst formuliert. Die Grenze zwischen Kunstwerk und außerkünstlerischer Realität, zwischen Kunst und Leben, künstlerischem und politischem Ausdruck sollte aufgehoben werden. Ein Echo dieser Forderung findet sich...mehrEs geht immer ums Vollenden …
Wie das Scheitern in der Kunst neue Handlungsräume eröffnet
Scheitern in der Kunst ist nicht nur Pose. Es kann normative Vorstellungen aufzeigen und unterwandern. Kunst kann im inszenierten Scheitern noch neue Bedeutungen freilegen und damit Handlungsräume öffnen.
mehrKultur der Niederlage
Aus den Niederlagen der Linken erwuchs eine Melancholie, in der Ästhetik noch mehr als in der Politik. Die melancholische Haltung ist keine Pathologie, sondern kann auch eine Kraft sein.
mehrDas Scheitern und seine gesellschaftlichen Dimensionen
Ein Spiegelbild der Strukturen und wie wir diese verändern können
Dem Scheitern als gesellschaftlich konstatiertem Makel sollte etwas entgegengesetzt werden. Umgang mit Scheitern erfordert Solidarität.
mehrScheitern im Buch
Scheitern kann individuelle Alltagshandlungen betreffen und kollektive geschichtliche Entwicklungen, praktische Anforderungen ebenso wie theoretische Konzepte und ästhetische Vorstellungen. Darüber hinaus stellen Niederlagen und Fehlschläge selbst auch die Maßstäbe in Frage, nach denen sie konstatiert werden. Und wer entscheidet, was als erfolgreich und was als gescheitert gilt? Der Schriftsteller Charles Pepín findet Scheitern schön. Das Leiden...mehrKunst- und Kulturpolitik
Über Kulturelle Bildung und künstlerischen Unterricht
Ein Gespräch mit Eva Dertschei und Małgorzata Oliwa, gestaltet von Vasilena Gankovska
Viele bildende Künstler*innen sind als Lehrende tätig, einige überlegen in den Beruf einzusteigen. Wie ist die aktuelle Situation, was soll sich dringend ändern und wie werden aktuelle technische Entwicklungen, wie etwa das Einsetzen von generativer KI oder digitalen Tools in den Unterrichtskonzepten implementiert? And last but not least – warum lohnt es sich, der Tätigkeit als Lehrende*r in Kunst und Gestaltung nachzugehen?
mehrWer füttert die hungrige Krake Kunstbetrieb?
Das große Interesse an der Ausstellung Senior Artist ist nicht der ältere von zwei Künstler:Innen zum Arbeitsschwerpunkt Fokus: Senior Artist der IG Bildende Kunst im Herbst 2024 verdeutlichte die Virulenz der Thematik Kunst und Alter.
mehrSolidarisch handeln im Kulturbereich
Eine Antwort auf prekäre Verhältnisse
Mangelnde Absicherung bei Krankheit und Arbeitslosigkeit, niedrige Pensionen, Selbstausbeutung, Prekarität. Für viele Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen der Normalzustand. Aber: Muss das so bleiben?
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