Es ist fast schon ein Jahr vergangen seitdem die IG Bildende Kunst gemeinsam mit der Tiroler Künstler:innenschaft einen Leitfaden und einen Honorarspiegel für faire Bezahlung in der bildenden Kunst erarbeitete und veröffentlichte. Zur Erinnerung: „Der Leitfaden fokussiert auf Tätigkeiten im Ausstellungsbetrieb und empfiehlt Basissätze z.B. für eine Ausstellungsbeteiligung oder einen Artist Talk. Der Honorarkatalog ergänzt den Leitfaden und empfiehlt Stundensätze für eine weitere Vielfalt künstlerischer Tätigkeiten, insbesondere für die künstlerische Produktion und die Kalkulation eigener Projekte“. Alles klar, soweit.
Als wichtiges Dokument dazu gibt es ausführliche FAQ, die aus unseren Diskussionen und eigenen Erfahrungen hervorgingen und einige offene Fragen beantworten, aber auch Arbeitslogiken erklären. Uns war es von Anfang an bewusst: Jede Zahl und jede Zeile ist möglichst nachvollziehbar und unkompliziert zu argumentieren. Komplexere Arbeiten, wie etwa die Produktion und Durchführung einer Performance oder eine anspruchsvolle Installation verlangen auch ausführliche Budgets. Klare Vereinbarungen und selbstbewusstes Verhandeln sind in diesem Fall zu empfehlen.
Und fair pay geht weiter!
So toll alles auf Papier klingt, so schleppend ist es in der Praxis umsetzbar. Umso mehr freuen wir uns, von Kolleg_innen zu hören, dass sie den Leitfaden und den Honorarspiegel für die Erstellung von Projektbudgets regelmäßig nutzen. Noch mehr Freude hätten und haben wir mit Erfahrungsberichten zu tatsächlich ausbezahlten Honoraren, die nicht nur einen symbolischen Wert haben.
Auch das BMKÖS setzt erste Maßnahmen, um den bestehenden Fair Pay Gap zu schließen, allerdings in einem aufwendigen und bislang kritikresistenten Prozedere, im Rahmen der Fair Pay Pilotphase 2022. But: never mind! Fair kalkulieren und Fair Pay Zuschuss beantragen ist jetzt die Devise.
Uns als Interessenvertreter_innen ist bewusst, dass die Verankerung von fairer Bezahlung auf allen Ebenen der Kunstsphäre eine Zeit lang dauern wird. Praktische Lösungen und Hilfen, zum Beispiel wie kleine und mittlere Organisationen ihre Budgets auf dieser Basis gestalten können, oder Künstler_innen ihre Projekte planen, wollen wir ab 2023 in verschiedenen Veranstaltungsformaten bundesweit anbieten. Wir wollen auch wissen, welche Fragen offen sind, welche Zahlen euch unschlüssig vorkommen, aber auch was gut funktioniert. Sprechen wir darüber!
Das Cronical erscheint ab 2022 einmal jährlich als schlanke Sonderausgabe unserer Schriftenreihe Bildpunkt. Cronical – Chronicle (im Deutschen Aufzeichnung) bedeutet die zeitliche Anordnung von Fakten und Ereignissen, welche in einer Erzählform oder Diagramm dargestellt sind. Im Cronical der IG Bildende Kunst finden sich Artikel zu kunstpolitischen Themen, die uns intensiv beschäftigen: Was ist passiert? Was kommt in den nächsten Monaten?
Dreimal jährlich erscheint der Bildpunkt – Zeitschrift der IG Bildende Kunst – zu einem Themenschwerpunkt, zu dem Theoretiker_innen, Künstler_innen und Aktivist_innen in unterschiedlichen Formaten Stellung nehmen. Zentral sind dabei ästhetische, aktivistische und theoretische Strategien samt ihrer gegenseitigen Verschränkungen und Überschneidungen.