Vermisst

Ein Kommentar von Almut Rink

Wir sind angekommen im Lockdown 2 und vermissen schmerzlich den Kontakt zu Kolleg*innen, Freund*innen und Familie, zu fernen Orten und Menschen, aber genauso zu Bildern, Skulpturen und anderen Werken. Die Schließung der Museen und Kunsträume – unter Offenhaltung der kommerziellen Galerien mit den gleichen Hygienekonzepten – zeigt die Blickrichtung unserer Gesellschaft: Alles dominierender Faktor ist die Wirtschaft. Dabei bleibt das Recht auf Kunst und Kultur ein Menschenrecht und die Stilllegung von Räumen der Reflexion und Kontemplation, des seelischen Sich-Berühren-Lassens, von Räumen, die nicht (nur) dem Diktat des Kapitals unterworfen sind, kommt einer kulturpolitischen Bankrotterklärung gleich.

Hier wird die Notwendigkeit eines Paradigmen-Wechsels noch einmal deutlich, denn der offene Raum der Kunst als Teil unserer Lebenswelt ist ein Erkenntnisprozess und lässt sich nur sehr bedingt per Zoom oder UPS ins Wohnzimmer holen. Dieses Offene kann uns in der Krise elementare Orientierung geben, kann uns das Allgemeine hinter dem Konkreten wieder besser sehen lassen, das Essenzielle vom Entbehrlichen unterscheiden und in Kontakt mit uns selbst und unserem Umfeld treten lassen. Das wird selten so deutlich wie im Moment.

Darüber hinaus fehlen noch immer wichtige soziale Rahmenbedingungen wie eine Betreuungskarenz für freischaffende (Künstler*innen-)Eltern, die sich zwischen Homeschooling und Aufrechterhaltung des eigenen Betriebes mit Fortzahlung aller Nebenkosten aufreiben.

Gerade in schwierigen Zeiten ist Solidarität besonders wichtig: Ein wichtiger Pfeiler unserer Arbeit sind die Mitgliedsbeiträge, die es uns erst erlauben, unsere breit gefächerte Arbeit nachhaltig weiterzuführen und mit Statements, Diskussionen und Veranstaltungen die Stimme zu erheben – für gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für alle Künstler*innen. Deshalb unser Aufruf: Solidarisieren und beitragen!


Almut Rink ist Co-Vorsitzende der IG Bildende Kunst.