Die IG Bildende Kunst und die Tiroler Künstler:innenschaft haben gemeinsam Empfehlungen für eine faire Bezahlung in der bildenden Kunst erarbeitet. Zwei Grundlagenpapiere sind dabei entstanden: ein Leitfaden und ein Honorarspiegel.
Der Leitfaden fokussiert auf Tätigkeiten im Ausstellungsbetrieb und empfiehlt Basissätze z.B. für eine Ausstellungsbeteiligung oder einen Artist Talk. Der Honorarkatalog ergänzt den Leitfaden und empfiehlt Stundensätze für eine weitere Vielfalt künstlerischer Tätigkeiten, insbesondere für die künstlerische Produktion und die Kalkulation eigener Projekte. Begleitende Frequently Asked Questions erläutern Hintergründe und bieten vertiefende Informationen zur Honorarkalkulation.
Keine Ausstellung ohne (Ausstellungs)Honorar!
“Keine Ausstellung ohne (Ausstellungs)Honorar!”, bringt Vasilena Gankovska (bildende Künstlerin, Vorstandsmitglied IG Bildende Kunst) die Motivation für die Arbeit am Leitfaden auf den Punkt. Denn: „Die Arbeit an Ausstellungen und künstlerischen Projekten ist keine unbezahlte Eigenleistung, sie ist eine Tätigkeit, die angemessen bezahlt werden soll.“ Doch das Gegenteil ist derzeit viel zu oft der Fall. (Bildende) Künstler_innen hören regelmäßig, für Honorare sei nicht ausreichend Budget vorhanden.
Ein Werkzeug für faire Bezahlung
Michael Strasser (bildender Künstler, Vorstandsmitglied Tiroler Künstler:innenschaft): „Der Leitfaden ist eines der Werkzeuge, mit dem wir eine faire Bezahlung in der bildenden Kunst etablieren möchten und der hilfreich sein wird, um die dafür notwendigen strukturellen Veränderungen in Gang zu setzen.“
Auch die Kunstförderung ist dabei Thema. „Kulturelles Kapital basiert oft auf unbezahlter Arbeit. Aber das ist inakzeptabel in einem professionellen institutionellen Kontext.“ betont Sheri Avraham (Künstlerin und Vorstandsmitglied IG Bildende Kunst). Die Forderungen von IG Bildende Kunst und Tiroler Künstler:innenschaft sind hier klar: Keine öffentlichen Förderungen ohne angemessene Bezahlung künstlerischer Arbeit! Deutliche Erhöhung der öffentlichen Ausgaben für Kunst und Kultur! „Nun liegt der Ball bei den Fördergeber_innen.“, so Petra Poelzl (Künstlerische Leitung und Geschäftsleitung, Kunstpavillon & Neue Galerie Innsbruck, Tiroler Künstler:innenschaft).
Warum ein Leitfaden? Pay the artist now!
Als Referenzpunkte mit konkreten Zahlen verfolgen die nun vorliegenden Empfehlungen mehrere Anliegen: Sie sind eine Kalkulationshilfe für bildende Künstler_innen und für alle, die mit bildenden Künstler_innen professionell zusammenarbeiten. Sie sollen die Verhandlungsposition von Künstler_innen bei Honorarvereinbarungen stärken. Sie sind aber auch ein politisches Instrument, um gemeinsam und solidarisch für eine adäquate Finanzierung von künstlerischen Vorhaben und für eine angemessene Kunst- und Kulturförderung einzutreten.
IG Bildende Kunst und Tiroler Künstler:innenschaft machen sich für faire Bezahlung stark. Der Leitfaden soll dazu beitragen, die Verankerung angemessener Bezahlung künstlerischer und nicht-künstlerischer Arbeit in der bildenden Kunst voranzutreiben. Die Devise bleibt: Pay the artist now!