Demagogie und Rechtspopulismus dominieren in Europa und darüber hinaus vielerorts politische Diskurse, sind für einige Gruppierungen unverzichtbares Werkzeug politischer Mobilisierungsstrategien. Auch wenn viele Wahlen davon dominiert werden, diese rücksichtslose und abgrenzende Politik zu verhindern, ist ein Ende derzeit nicht abzusehen. Zu gut funktionieren Kommunikationsmuster, die jedes konstruktive Gespräch zerstören und eine sachliche und um Inhalt bemühte Diskussion unmöglich machen.
Das Kunstfeld ist davon genauso betroffen. Auch hier agitieren Personen mit diesen Strategien, verbreiten dementsprechende Botschaften. Ich möchte einige Grundmuster in Erinnerung rufen, die Walter Ötsch bereits 2000 analysiert hat (Walter Ötsch: Haider light – Handbuch für Demagogie): Predigen Sie etwas Einfaches. Teilen Sie die (soziale) Welt in zwei Teile: in Die Wir und in Die Anderen. Reduzieren Sie alles auf eine Kern-Botschaft. Definieren Sie Die Wir als bedroht. Definieren Sie Die Anderen als Bedrohung. Erfinden Sie neue Begriffe für Die Wir und Die Anderen. Belegen Sie Die Wir und Die Anderen mit eindeutigen Eigenschaften. Bleiben Sie konsequent: Keine Ausnahme im Schwarz-Weiß-Spiel!
Vereinfachen, vereinfachen, vereinfachen! Ihre Zielgruppe gehört immer zu Den Wir. Geben Sie sich unfehlbar, geben Sie niemals einen Fehler zu. Bei Angriffen wechseln Sie blitzschnell in die Opfer-Rolle. Erfinden Sie Sünden-Böcke. Vergleichen Sie die Birnen Der Anderen mit den Äpfeln Der Wir. Ignorieren Sie Statistiken, erfinden Sie Zahlen. Beschränken Sie sich auf wenige Themen. Bezeichnen Sie das Tun Der Anderen als Missbrauch.
Wiederholen, wiederholen, wiederholen. Sprechen Sie von müssen, sollen, nicht können. Es geht um Stimmungsmache, nicht um „Fakten“. Wir alle sind dazu aufgefordert, uns mit diesen Strategien auseinanderzusetzen, um konsequent und unermüdlich dagegen auftreten zu können.
Alexander Jöchl ist Vorsitzender der IG Bildende Kunst.