Und trotzdem sind sie Stigmatisierungen und Misstrauen ausgesetzt – „I have to give a lot of effort. I have to make a lot of work done that I can prove myself like I’m not a bad person”, sagt ein Teilnehmer unserer Fokusgruppeninterviews. Mit Question me & Answer (QMA) haben wir im Frühjahr 2023, in Kooperation mit dem Politikwissenschaftler Oliver Meurer, Künstler:innen mit Migrations- und/ oder Fluchterfahrung zu ihren Forderungen an die Stadt Wien befragt. Resultat dessen ist das Manifest M, das als Policy Advice fungiert und Forderungen auf administrativer, monetärer und gesamt-gesellschaftlicher Ebene beinhaltet – formuliert von den Künstler:innen selbst.
Den Boden unter den Füßen verlieren
In unseren Bemühungen um verbesserte Bedingungen für Künstler:innen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung sind wir nicht allein. Gemeinsam mit Akteur:innen wie der IG Bildende Kunst, Österreichische UNESCO-Kommission, WienWoche und anderen wird derzeit verstärkt vor allem auf die Visa- Situation von Künstler:innen aufmerksam gemacht. Als eine Anlaufstelle für Künstler:innen, die neu nach Wien ziehen, ist QMA in sehr engem Austausch mit ihnen, vor allem in ihren ersten Monaten in Wien. Ein Auszug aus dem Manifest M verdeutlicht die vorherrschende Unsicherheit: „It’s this constant fear of like losing the ground. And don’t know what to do. Continue with the student visa, with the master or the other programs or what else”.
Das Manifest M als Mitsprache-Tool
In den längst überfälligen Diskussionen um die Anpassung der Visa-Regelungen für Künstler:innen gibt es nun auch das Manifest M als Tool, um die Betroff enen aktiv miteinzubeziehen. Es beinhaltet drei Pakete an Forderungen, als erstes die administrativen Forderungen, die den Abbau behördlicher Barrieren, sprachlicher Hürden und mehr Klarheit bzgl. Visa fordern. Im Paket monetärer Forderungen sprechen die Künstler:innen über bezahlbare Arbeitsräume und die Erhöhung der Zugänglichkeit von öff entlichen Geldern. Im Paket zu gesellschaftlichen Forderungen wird eine Sensibilisierung für Rassismus und Fetischisierung sowie höhere Anerkennung gefordert, denn „people who work in art contribute so much to the society. But it’s not treated like that.”
Wir müssen mehr fordern
Die Diskussionen rund um Fair Pay haben gezeigt, dass viel geht, wenn alle an einem Strang ziehen. Jetzt geht es darum, nicht nur im Bereich Fair Pay strengere Maßnahmen zu fordern, sondern einen Schritt vorher anzusetzen, nämlich: wer darf hier überhaupt sein und unter welchen Bedingungen. Lasst uns auch hier eine breite Allianz bilden und für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für migrantisierte- und/oder geflüchtete Künstler:innen einstehen.
Smaranda Krings lebt und arbeitet als Kultur-und Sozialarbeiterin in Wien. Sie ist Mitbegründerin von Question me & Answer (QMA).