(Über)Lebt und arbeitet in Wien, Österreich

Kommentar von Vasilena Gankovska

Es klingt fast wie ein Märchen, wenn ich internationalen Kolleg_innen davon erzähle, wie es so ist, in Wien als Künstler_in zu (über)leben. Auf der einen Seite stehen mit Fördermöglichkeiten, die leuchtenden Räume der Privatgalerien und öffentlichen Institutionen, Residencies, Festivals, Ausstellungsmöglichkeiten, usw. Auf der anderen häufen sich Rechnungen, SVA- Mahnungen, Förderabsagen (diese sind eh ganz normal) an. Unsicherheit macht sich breit, die Zukunftspläne halten sich eher moderat. Die üblichen Gespräche drehen sich um Existenzielles – wie finde ich ein günstiges Atelier, wo reiche ich ein, gibt es Stipendien, wer wurde für die Show ausgewählt, wer hat ein Auslandsatelier bekommen, … Die Liste kann ziemlich lang sein.

Erfreulich bei den öffentlichen Förderungen in Österreich ist, dass sie auch für nicht-österreichische Staatsbürger_innen zugänglich sind – sofern sie bereits eine bestimmte Zeit hier leben. Ausstellungshonorare sind noch keine Selbstverständlichkeit, aber dafür werden wir kämpfen und – hoffentlich! – wie die Berliner Kolleg_innen es schaffen, diese zu etablieren.

Zurück zur Realität: In letzter Zeit hat sich bei mir ein Gefühl eingenistet, dass „der Kuchen“ immer dichter wird. Die Szene wird von außen als „boomend“, „dynamisch“, „jung“ beschrieben. Von innen ist sie „etabliert“, „lokal“ und eher „reif“. In einer solchen Umgebung fänden kleinere und vor allem „dynamischere“ und „noch nicht etablierte“ Initiativen, Projekte und Künstler_innen auf Dauer wenig Platz, da Kontinuität bei finanziellen Unterstützungen selten vorhanden ist. Eine Kontinuität der künstlerischen Arbeit bedeutet nicht nur sichere Projektfinanzierung, sondern auch die Möglichkeit sich für eine Zeit zurückziehen zu können, zu recherchieren und sich weiter zu entwickeln. Ein gut entwickeltes Stipendiensystem wäre an dieser Stelle unerlässlich. Mögliche Lösungen werden permanent von Interessengemeinschaften sowie einzelnen Kunst- und Kulturschaffenden präsentiert, Forderungen gestellt, zuletzt auch durch die Plattform #istnoetig: 15 Mal nötig, 15 Tage, 15 Forderungen, 15 Briefe und Aktionen. Es bleibt zu hoffen, dass die Briefe beantwortet werden und darin auch Ausblicke und konkrete Vorschläge stehen. Es wäre nötig! Wir bleiben dran.


Vasilena Gankovska ist Vorsitzende der IG Bildende Kunst.