Über Beharrlichkeit und inklusives Oder

„Nicht das Alter ist das Problem, sondern unsere Einstellung dazu“, meinte schon der römische Politiker und Philosoph Cicero. Unser neuer Schwerpunkt in der IG Bildende Kunst, Senior Artist, versucht auch in der neuen Saison, dem gerecht zu werden und auf unterschiedlichen Ebenen unsere Vorstellung einer fortgeschrittenen Lebensphase zu erweitern.

Unsere Ausstellung alter_n_ative – Erfahrene Subjekte in Resonanz zum Thema läuft noch bis zum 27. Oktober – bitte verfolgt das Begleitprogramm auf unserer Website, in der Aussendung und auf Instagram. Die Alternative ist ja ein wiederkehrendes Motiv in der Arbeit der IG Bildende Kunst – eine Wahlmöglichkeit, ein Gegenvorschlag, nicht im Bild einer Weggabelung, sondern im Sinne einer prozesshaften Neuausrichtung, die als Resultat aus einer Anhäufung von Erfahrung hervorgeht. Aus dieser Perspektive betrachtet ist die IG Bildende Kunst selbst auch schon „Senior“.

In die nächste Runde geht im Herbst ebenso unsere Reihe IG Editionen, die Arbeiten von Mitgliedern in den Fokus nimmt. Wir sind gespannt auf die Fortsetzung.

Vielen Dank an alle für die rege Beteiligung an unserer Umfrage zum Thema Kunst und Alter (vgl. Text S. 14). Neben der Bestätigung von schon entworfenen kunstpolitischen Forderungen, unter anderem der Diversifizierung, Ausbau von Honorierungen des Lebenswerkes, speziell zugeschnittenen Förderprogrammen, eine Altersquote bei den Auslandsateliers, hat uns die Umfrage aber auch wieder verdeutlicht, wie sehr sich die Lebensphasen durchdringen und bedingen, z.B. in der Kinderbetreuungsarbeit, die auch bis in das Alter bei ehemals Betreuenden – größtenteils Frauen – Nachteile für die künstlerischen Karriere birgt.

Für unseren Schwerpunkt Pay the Artist Now! beginnt nach der Ausarbeitung der Honorarrichtwerte jetzt die Phase der möglichst flächendeckenden Einführung und Umsetzung, die viel Kommunikation und Überzeugungsarbeit erfordert, wir bleiben hartnäckig und werden uns in Diskussionen, Meetings und Gesprächen weiterhin dafür stark machen.

Viele unserer Arbeiten laufen unsichtbar im Hintergrund: auch der Erneuerungsprozess der IG-Infrastruktur, für den sich das gesamte Team sehr engagiert. Wir setzen gerade unsere Mitglieder-Datenbank neu auf, um besser und gezielter mit euch zu kommunizieren, arbeiten an neuen Newsletter-Formaten und entwickeln zeitgleich einen Relaunch unserer Zeitschrift Bildpunkt, um unsere theoretische Auseinandersetzung und die Anliegen aller bildenden Künstler:innen noch besser und gezielter zu streuen und ihre Dringlichkeit in der Krise zu veranschaulichen. Auch die Verteidigung der Gültigkeit eines freien Eintrittes mit dem IAA-Ausweis gehört zu unserer Agenda, wovon, man höre und staune, mitten in einer angespannten Lage ausgerechnet große Institutionen wie das KHM Abstand genommen haben. Wir stehen in Verhandlungen und werden alles daransetzen, dass diese Option der Inspiration und fachlichen Weiterbildung nicht wegbricht!


Almut Rink ist bildende Künstlerin und gemeinsam mit Carla ­Bobadilla Co-Vorsitzende der IG Bildende Kunst.