„The art system creates its own logic. What can a more sustainable system look like?“ „Travel less!“ So selbstverständlich es erscheint, ist der Verzicht auf Flugreisen als Regelung schwer umsetzbar, wenn wir große Teile des globalen Südens nicht ausschließen wollen. Mobilität bliebe somit weiterhin ein Privileg, nicht nur aus fi nanzieller, sondern auch aus bürokratischer Sicht. Erleichterung von Visa-Modalitäten für längere künstlerische Reisen sind notwendig, um Aufenthalte und Auftritte zeitlich zu bündeln und unkomplizierter zu gestalten. Dabei sollte das Prinzip der sozialen Gerechtigkeit und der Inklusion mehr berücksichtigt und in den Vordergrund gestellt werden.
Mobilitat neu denken
Im universitären Bereich passiert derzeit einiges: Kunstuniversitäten sind dabei, ihre Mobilitätspläne neu zu konzipieren. Künstlerische Produktion und Nachhaltigkeit werden immer mehr in den Fokus der Lehre gerückt. Neben Regelungen für Dienstreisen sollten aber auch viele Aspekte der künstlerischen Praxis neu gedacht werden. Unerwähnt blieb das Potential der künstlerischen Forschung – gezielte Förderschienen können die Möglichkeit öff nen, das Zusammenspiel zwischen Kunst und Wissenschaft zu stärken. Was würde aber ein Wandel in der Kunstförderung für Residencies oder Auslandsprojekte bedeuten? In der Musikbranche ist das Bündeln von internationalen Auftritten bei der Programmierung bereits üblich. Ein Residency-Programm auf längere Zeit wäre eine Option, aber aufgrund von aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen schwer zu realisieren. Auch stellt sich die Frage, wie ökonomisch es ist, den eigenen Hauptwohnsitz für längere Zeit zu verlassen. Können sich das wieder nur fi nanziell gut aufgestellte Kolleg:innen leisten?
Ausblick
Ein breiter öff entlicher Diskurs und Austausch darüber, wie kulturpolitische Entscheidungen einen Wandel bewirken können, soll intensiviert werden. Seo-Young Cho von der MDW und Co- Host der Arbeitsgruppe resümiert: „Die Diskussionen der Arbeitsgruppe weisen insbesondere auf die Notwendigkeit einer Kulturpolitik hin, die Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit im Zusammenspiel mit umweltfreundlichen Mobilitätsprogrammen für Künstler:innen gewährleisten kann. In dieser Hinsicht sollten sich die Diskussionen über klimafreundliche Kulturpolitik nicht nur an einem ökologischen Begriff von Nachhaltigkeit orientieren, sondern auch soziale Nachhaltigkeit miteinbeziehen, die darauf abzielt, Ungleichheit zu beseitigen und Diversität in Kunst und Kultur über Grenzen hinweg zu stärken.“
*Susanne Schuda, Abschlussstatement, Tagung Mobilität: Privileg und Problem.
Vasilena Gankovska ist bildende Künstlerin und Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst. Sie war Co-Organisatorin der Tagung Mobilität: Privileg und Problem. Globale Asymmetrien in Kunst&Kultur, die am 4. Mai 2023 in Wien stattfand.