„Unpolitisch sein heißt politisch sein, ohne es zu merken“, meinte Rosa Luxem-burg. Zum Glück haben wir die Möglichkeit, demokratisch zu wählen. Wir sollten jede Chance nutzen, dieses Recht auszuüben, auch für (uns) alle, die nicht wählen können, weil (wir) sie einen anderen Pass besitzen. Gelegenheiten dazu gibt es in diesem Jahr genug. Denn nicht zu wählen ist auch eine Wahl. Aber was kann es darüber hinaus heißen, politisch zu handeln? „Politik umfasst Strukturen, Inhalte und Prozesse zur Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens.“ Diese Definition umreißt ihr gesamtes Potential – ein Miteinander in Bewegung für soziale und ökologische Gerechtigkeit. Das lässt sich nicht erreichen ohne Freude. Freude, die nicht an einer drückenden Atmosphäre zerbricht. Kleine Akte der Freundlichkeit – auch uns selbst gegenüber – können legitime politische Statements sein, ebenso wie aktivistische Protestformen – als Veto gegen Polarisierung und Spaltung. Auch unsere künstlerische Praxis als Selbstermächtigung und Entscheidung für Gestaltung, die Fragen aufwirft, ist ein politisches Statement. Sei es in der radikalen Frage: Wer bin ich? Unsere Formen des Zusammen-lebens zu überdenken und zu übersteigen, neue Praxen zu probieren, Ungewissheit und Lebendigkeit als Voraussetzung für Erfahrung zu begreifen schließt ein, im Unbehagen zu bleiben, es zu halten und auszuhalten. Eine wesenhafte Grundbedingung künstlerischer Arbeit, die Luxemburg so beschrieb: „Die Kunst ist – entgegen allen ästhetischen und philosophischen Schulmeinungen – nicht ein Luxusmittel, in schönen Seelen die Gefühle der Schönheit, der Freude oder dergleichen auszulösen, sondern eine wichtige geschichtliche Form des gesellschaftlichen Verkehrs der Menschen untereinander, wie die Sprache.“ Bleibt solidarisch,
Almut Rink und Carla Bobadilla. Beide sind Co-Vorsitzende der IG Bildende Kunst.