Miai

Zur Schrift

In jeder Ausgabe des Bildpunkt wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in der Miai (Doris Lang, Wien 2018, https://mostly.graphics/Miai). Sie ist der Versuch, Werkzeuge und Technik der japanischen Kaligraphie in ein lateinisches Schriftbild zu übersetzten und die Ansprüche der Lesbarkeit in der Typographie zu erfüllen. Neben den lateinischen Schriftschnitten verfügt die Schrift auch über japanische Silbenschriften. Anne Quito plädiert in Karate, Wonton, Chow Fun: The end of chop suey-fonts (CNNstyle 2021) für einen solchen Dialog der Schriften, Sprachen und Kulturen. Paul Shaws erzählt in Stereo Types (Print Magazine 2009) die Geschichte der „ethnic types“, die seit dem 19. Jahrhundert als „exotisch“ interpretiert wurden, bei denen jedoch keine tiefgehende Auseinandersetzung mit den ursprünglichen Schriftkulturen stattfand. In der Installation Disorientating Typography im Volkskundemuseum Wien 2024 kritisiert das Künstler*innenkollektiv Mai Ling in einer Installation die Nutzung von „Asian Fonts“ für die Beschilderung von asiatischen Restaurants in Wien. Gleichzeitig fragen sie, ob diese doch auch zur Identitätsbildung und zur kulturellen Vielfalt in der Stadt beitragen. 


Carlos Toledo