Wie lassen sich gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung durchsetzen? Welche Instrumentarien gib es für Kunst-, Kulturund Medienschaffende? Wo liegen die Herausforderungen und Schwierigkeiten? Der Kulturrat Österreich hat Interessenvertretungen und jüngste Selbstorganisierungen von Kunst-, Kultur- und Medienschaffenden zum Austausch eingeladen (Arbeitstagung Fair Pay? Fair Pay!). Die Verbesserung der sozialen Lage ist ein gemeinsames Hauptanliegen von vielen Interessengemeinschaften und deren Dachverbänden. Konkrete Initiativen zur Verbesserung der Einkommen jedoch verharren (noch?) auf branchenspezifischen Ebenen. So haben beispielsweise die Tiroler Kulturinitiativen (TKI), die IG Kultur Österreich und die IG Freie Theaterarbeit in den vergangenen Jahren Honorarrichtlinien bzw. Richtgagen entwickelt, die unabhängig von der Beschäftigungsart (selbständig oder unselbständig) eine Orientierung für angemessene Bezahlung im jeweiligen Feld bieten. Das Ergebnis? So notwendig die jeweiligen Richtwerte auch sind, so selten sind sie in der freien Szene finanzierbar. Ausnahmen bestätigen freilich die Regel, doch stagnierende bzw. real sinkende Kunst- und Kulturbudgets erweisen sich schnell als gläserne Decke. Wo in kleinen Vereinsstrukturen die (Budget-)Zuständigkeiten von Arbeitnehmer_innen und Arbeitgeber_innen fließend sind, scheinen Arbeitskämpfe als „betriebsintere“ Mittel der Interessendurchsetzung zudem wenig adäquat. Grenzen anderer Art erfuhr Design Austria mit den über Jahrzehnte hinweg (mit)erarbeiteten Kalkulations- und Honorarrichtlinien. Die letzte Ausgabe fiel 2006 Klagsandrohungen mit Verweis auf das Kartellgesetz 2005 zum Opfer. Das Risiko eines Verlusts des Rechtsstreits mit desaströsen Folgen konnte sich der Berufsverband der Grafik- und Produktdesigner_innen nicht leisten. So blieb nur, die gesamte Auflage einzustampfen und jede Menge Distanzierungsinserate zu schalten. Aber wie ist eine breite Solidarisierung gegen (Selbst)Ausbeutung und Lohndumping möglich? Art but fair versucht es aktuell mit der Entwicklung von Selbstverpflichtungen. Ausgelöst von einer Facebook-Seite zur Sammlung der unverschämtesten Künstler_innengagen, von der ersatzlosen Streichung der Probengelder bei den Salzburger Festspielen und medienwirksamer Unterstützung durch prominente Künstler_ innen ist art but fair mittlerweile als spartenübergreifende Vernetzung in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv. Und im Medienbereich? Hier sollten Kollektivverträge für angemessene Bezahlung sorgen. Doch weit gefehlt, auch der ORF lässt zahlreiche freie Mitarbeiter_innen prekär arbeiten. ORF_FM – die Selbstorganisierung von freien ORF-Mitarbeiter_ innen – hat dagegen aufbegehrt, um zumindest akzeptable Bedingungen zu erkämpfen und war dabei fortlaufend Spaltungsversuchen ausgesetzt: eine Mischung aus Umarmung (minimal bessere Bedingungen für die Einen) und Ausschluss (für die Anderen). Während sich hier die Arbeitgeber_innenseite auf eine einzige Institution beschränkt, ist Interndinner als Kollektiv (von Praktikant_innen) gegen Ausbeutung im Kulturbereich mit einem ungleich diffuseren Gegenüber konfrontiert. Seit 2012 arbeitet Interndinner kontinuierlich daran, die unbezahlte und oft prekäre Situation, der Arbeiter_ innen im Kulturbereich ausgesetzt sind, aufzuzeigen und Möglichkeiten des kollektiven Handelns zu entwickeln. Die Ergebnisse der Arbeitstagung sind nun Diskussionsgrundlage im Kulturrat Österreich, um bis Herbst 2014 gemeinsame Handlungsoptionen abzuleiten und ein gemeinsames Positions- und/ oder Forderungspapier zu entwickeln.
Daniela Koweindl ist kulturpolitische Sprecherin der IG Bildende Kunst.