Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender ist ein Meilenstein österreichischer Gewerkschaftsgeschichte
Undokumentierte Arbeit ist dirty, dangerous and difficult. Arbeit ohne Aufenthalts- und/oder Arbeitspapiere bedeutet jedoch nicht Arbeit ohne Rechte! Grundsätzlich gelten Arbeits- und Sozialrechte für alle Arbeitnehmer_innen gleichermaßen und zwar unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Doch diese Rechte einzufordern, ist für Arbeitnehmer_innen ohne Papiere mit besonderen Hürden und Herausforderungen verbunden. Die UNDOK-Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender leistet hier einen wichtigen Beitrag: mit der Kombination von arbeits- und sozialrechtlicher Expertise, fremdenrechtlichem KnowHow sowie einem kostenlosen, anonymen und vielsprachigem Beratungs- und Unterstützungsangebot. UNDOK ist damit ein Meilenstein in der österreichischen Gewerkschaftsgeschichte. Und UNDOK zeigt vor, wie effektive Arbeit gegen Sozialbetrug und Lohndumping in der Praxis funktioniert: stets im Interesse der Betroffenen!
„Arbeitsverhältnisse sind immer auch Machtverhältnisse zwischen Arbeitnehmer_innen und Arbeitgeber_innen“, so Ezgi Erol, Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst, die sich auch aus sozialwissenschaftlicher Perspektive mit undokumentierter Arbeit von Studierenden auseinandergesetzt hat. „Ökonomische Ausbeutung, aber auch rassistische Gewalt und sexualisierte Gewalt stehen hier an der Tagesordnung. Die UNDOK-Anlaufstelle ist ein niederschwelliges Angebot, in einem vertrauensvollem Rahmen Rechteverletzungen aufzuzeigen und die eigenen Rechte mit Unterstützung von UNDOK einzufordern.“
Die Bedeutung von UNDOK betont auch Eva Dertschei aus dem Vorstand der IG Bildende Kunst: „Eine Garantie zur Einhaltung von Arbeits- und Sozialrechten können Gesetzgeber_innen nicht geben. Deshalb ist es wichtig, dass undokumentiert Arbeitende über rechtliche Rahmenbedingungen informiert und selbst aktiv werden. Hier leistet die UNDOK-Anlaufstelle eine wertvolle Arbeit zur Selbstermächtigung.“
Letztlich hat die systematische Ausbeutung von Migrant_innen einen Lohndruck für alle Lohnabhängigen zur Folge, wenn keine Kämpfe dagegen stattfinden. Lohndumping betreiben schließlich nicht Arbeitnehmer_innen, sondern Arbeitgeber_innen, die undokumentierte Kolleg_innen ausbeuten und Anmeldungen zur Sozialversicherung „vergessen“. Auch Sozialbetrug findet zum Schaden aller Versicherten statt. „Ausbeutung geht uns alle an. Denn ein Angriff auf eine_n ist immer ein Angriff auf uns alle.“, so Ezgi Erol abschließend.
Pay undocumented workers now!
Gleiche Rechte für alle!
Und für eine UNDOK-Anlaufstelle, die an diesen Zielen arbeitet!
(IG Bildende Kunst, April 2018)
Links
- UNDOK – Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender
- Die UNDOK-Anlaufstelle gefährdet (undok.at, 14.5.2018)
- PRO-GE/UNDOK: Schließung der Beratungsstelle gegen Ausbeutung droht Bis jetzt keine Zusage des Sozialministeriums für eine Weiterförderung. Unterstützung läuft Ende Mai aus. (OTS, 14.5.2018)
- Wie kann UNDOK gerettet werden? Schwarz-Blau streicht Unterstützung für undokumentiert Arbeitende (Mosaik Blog, 10.5.2018)
- UNDOK: Gülcü über das mögliche Aus (w24, 24 Stunden Wien, 7.5.2018)
- Illegal, nicht egal. (Falter, 1.5.2018)