SITES & MEMORIES: Hadas Tapouchi und Iris Andraschek / Hubert Lobnig

Kooperation mit AIR - ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich

Kuratiert von Verena Gamper, Vasilena Gankovska und Andreas Hoffer

Eröffnung:  5.September, 19 Uhr
Dauer der Ausstellung: 6. September – 27. Oktober 2017

Die diesjährige Kooperationsausstellung von AIR–ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich und der GALERIE IG BILDENDE KUNST bringt zwei künstlerische Positionen zusammen, die sich in den für die Ausstellung konzipierten oder weiterentwickelten Arbeiten mit der Geschichte von Orten und der Frage nach der zeitgenössischen Markierung dieser ortsspezifischen Geschichte(n) auseinandersetzen. Im Zentrum des kuratorischen Interesses stand dabei die Frage, wie man mit der Geschichte von Orten umgehen kann, ohne in die „Gedenkfalle“ zu tappen, die mit der einem Mahnmal inhärenten Machtlogik einhergeht.

Das Künstler_innenpaar Iris Andraschek und Hubert Lobnig hat im Dialog mit den Landschaftsplaner_innen Maria Auböck und Janos Kárász den Erinnerungsort Turnertempel konzipiert, der 2011 im 15. Wiener Gemeindebezirk an der Stelle der 1938 niedergebrannten Synagoge realisiert wurde. Dieses von der Bürger_inneninitiative Herklotzgasse 21, dem 15. Bezirk und der Stadt Wien (KÖR) initiierte Projekt sah an der Stelle des während der Novemberpogrome 1938 zerstörten Turnertempels kein Holocaust-Denkmal im herkömmlichen Sinn vor, sondern sollte die Erinnerung an die Geschichte des Ortes mit einem Begegnungsort für die heute dort lebenden Menschen vereinen. Es galt demnach, die Logik eines Mahnmals durch Nahbarkeit und Mehrzwecknutzung zu brechen, was das Siegerprojekt auf souveräne Art und Weise schaffte.

Ausgehend von ihren künstlerischen Setzungen für das Projekt Erinnerungsort Turnertempel wurden Andraschek und Lobnig eingeladen, im Rahmen der Ausstellung einen Einblick in ihre Recherchearbeit zu geben bzw. auch einzelne Elemente daraus fortzuschreiben. Auf einer mehrschichtigen Konstruktion unter dem Titel Materialien zu Erinnerungsorten werden Objekte, Skizzen, Fotografien und dokumentarisches Material präsentiert, die Einblick in die ereignisreiche Geschichte des Ortes geben.

Die in Israel geborene und in Berlin lebende Künstlerin Hadas Tapouchi reflektiert in ihrer Arbeit, wie eine soziale Gegenwart durch kulturelle Prozesse geformt wird und wie neue Ideen in einem Normalisierungsprozess zum Standard werden. In einem mehrjährigen Projekt hat sie Zwangsarbeiter- und Kriegsgefangenenlager sowie andere Tatorte der NS-Zeit in Berlin und Brandenburg (Deutschland), Poznan (Polen) sowie Amari Valley (Kreta, Griechenland) fotografisch dokumentiert und deren „normalisierende“ Überformung als Teil der urbanen und ländlichen Landschaft erfasst. Während ihrer Residency in Krems im Sommer 2017 suchte die Künstlerin Tatorte im Kremser Umland auf. Damit einher geht auch eine kritische Reflexion der Erinnerungs- und Mahnmalkultur: Wie kann und soll kollektive Erinnerung repräsentiert werden? Inwiefern unterstützen herkömmliche Techniken des Erinnerns und Mahnens das Vergessen, da sie den Akt des Erinnerns zwischen historischer Begebenheit und Gegenwart platzieren und dadurch die Historie als von der Gegenwart abgekoppelt ausweisen? In Memory Practices lenkt Hadas Tapouchi den Blick auf die Banalität des Bösen, das in einem Normalisierungsprozess als Teil der Geschichte eines Ortes sedimentiert.

www.irisandraschek.com
www.hubertlobnig.com
www.hadastapouchi.com