Was bedeutet Mobilität für Kulturarbeiter:innen und Künstler:innen? Wer hat Möglichkeiten, sich von Ort zu Ort bewegen und wer nicht? Wie sehen Arbeits- und Lebensrealitäten von EU-Drittstaatsangehörigen in Österreich aus? Wie können soziale und ökologische Gerechtigkeit dabei eine Rolle spielen?
Diese Fragen und mehr wurden in der gemeinsamen Veranstaltung „Mobilität: Privileg und Problem“ mit Akteur:innen – aus Wissenschaft, Kunst, Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung – zum Thema Mobilität in Kunst & Kultur im Kontext globaler Asymmetrien ausdiskutiert. Arbeitsgruppen im interaktiven Format, zwei Vorträge sowie eine Paneldiskussion ermöglichten eine Verdichtung des Themas über die Disziplinen hinweg und öffneten den Raum für kritische Auseinandersetzung mit Mobilitätsregimen.
Keynotes
PDin Drin Monika Mokre (Politikwissenschaftlerin und politische Aktivistin in den Bereichen Asyl, Migration und Gefängnis) hat zum Thema “Über das Recht zu gehen und das Recht zu bleiben” wertvollen Input zu Arbeitsmigration und deren Schwierigkeiten in der EU wertvollen Input geleistet:
“Für Personen, die die Außengrenzen der EU überschreiten wollen, geht der (mehr oder minder) freie Personenverkehr im Inneren Hand in Hand mit der zunehmenden Unüberwindbarkeit der Außengrenzen der Festung Europa. Arbeitsmigration ist nur mehr für eine sehr kleine hoch ausgebildete Elite möglich und Menschen, die vor Verfolgung und Elend in ihren Heimatländern fliehen, stehen häufig vor tödlichen Hindernissen an den Wasser- und Landgrenzen der EU. Selbst Personen, die für kurze Zeit und im Interesse von Organisationen innerhalb der EU nach Europa kommen wollen, werden zunehmend mehr Hindernisse in den Weg gelegt, etwa Künstler:innen, die eingeladen werden, hier zu arbeiten und/oder zu präsentieren.
Zugleich aber entwickelt sich der freie Personenverkehr für zahlreiche Personengruppen innerhalb der EU von einem Recht zu einem Zwang, etwa für junge Wissenschaftler:innen und Künstler:innen, die ohne Auslandsaufenthalte kaum Karrierechancen haben.”
Khadija El Bennaoui (Kulturakteurin, Produzentin und Kuratorin) hat zu “Beyond Old Geographies and New Movements” über Privilegien des Globalen Nordens und die Auswirkungen auf die Mobilität von Künslter:innen und Kulturarbeiter:innen gesprochen:
Dies wiederum hat sich auf die Mobilität von Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen aus dem Globalen Süden ausgewirkt, die darum kämpfen, Zugang zu den gut etablierten und umfangreichen Kunstkreisen des Globalen Nordens zu erhalten, sei es, um die schwierigen Arbeitsbedingungen in ihren eigenen Ländern zu kompensieren oder einfach, um andere Gebiete zu erkunden, um sich inspirieren zu lassen und zu lernen, wie es ihrem kreativen Streben entspricht. Die gleichen Ereignisse haben auch die Möglichkeiten der Vernetzung und des Austauschs von im Norden ansässigen Künstler:innen beeinträchtigt. Im Süden hingegen wird die kulturelle Produktion und der kulturelle Austausch durch den Nachhall von Exzeptionalismus und Raub behindert. Vor diesem Hintergrund haben die Zivilgesellschaft und der öffentliche Sektor im Norden wie im Süden einen enormen Aufwand betrieben, um die Zusammenarbeit zu fördern und das Recht auf Freizügigkeit nicht nur gegenüber dem Norden, sondern auch innerhalb des globalen Südens zu verteidigen.“
Arbeitgruppen
In den Arbeitsgruppen “Visa, Beschäftigung, Aufenthalt” – moderiert von Vasilena Gankovska (IG Bildende Kunst) & Klara Koštal, wurden Hindernisse im Bereich Visa, Beschäftigung und Aufenthalt von Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen beleuchtet. Der dabei entstandene 5-Punkteplan der Arbeitsgruppe ist jetzt veröffentlicht. >>> 5-Punkteplan der AG Visa, Aufenthalt und Beschäftigung
“Auf Einladung der Veranstalter*innen (IG Bildende Kunst, Institut für Kulturmanagement und Gender Studies MDW und der Österreichischen UNESCO-Kommission) erarbeiteten Expert:innen einen 5-Punkteplan mit konkreten Empfehlungen für den Abbau von Mobilitätsbarrieren. Der 5-Punkteplan ist ein wesentlicher Fahrplan für die Verbesserung der Situation von EU-Drittstaatsangehörigen und soll als Grundlage für die Weiterarbeit dienen.”
“Mobilitätsbarrieren und Einreisebeschränkungen erschweren den internationalen Austausch und Kooperationen mit Künstler:innen aus EU-Drittstaaten. In dieser Arbeitsgruppe wird anhand eines 10-Punkte-Plans diskutiert, welche Rahmenbedingungen für den Abbau von Mobilitätsbarrieren erforderlich sind. Der interdisziplinäre Austausch dient weiter der Konkretisierung von Lösungsansätzen mit dem Ziel, einen gemeinsamen Forderungskatalog zu erarbeiten und der Lancierung dieses Dokuments an relevante Akteur:innen in der Politik und Verwaltung.”
Weitere Arbeitgruppen waren Daten als Policy Tool (moderiert von Seo-Young Cho & Anke Schad-Spindler), Klimakrise und Mobilität in Kunst & Kultur: Erfahrungen, Herausforderungen und Perspektiven (moderiert von Seo-Young Cho & Vasilena Gankovska), Forced Mobilities: Ankommen und Weiter Denken (moderiert von Andrea Glauser & Anke Schad-Spindler)
Abschließend wurden in einem Podiumsgespräch mit Monika Mokre und Khadija El Bennaoui und Expert:innen aus den Arbeitsgruppen über die Privilegien und Probleme aktueller Mobilitätsregime in Kunst & Kultur über Möglichkeiten, so wie über die Frage wie Transformationsprozesse in Gang gesetzt werden können, diskutiert.
Organisatorisches Team: Seo-Young Cho, Vasilena Gankovska, Andrea Glauser, Klara Koštal, Anke Schad-Spindler
In Kooperation mit UNESCO und Institut für Kulturmanagement und Gender Studiesan derUniversität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW).
Gefördert von Ministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport; Anna Lindh Foundation; Institut für Kulturmanagement und Gender Studies an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (MDW); Instytut Polski w Wiedniu.