#metoo? vera* und #we_do!

Zwei Vertrauensstellen sagen Machtmissbrauch den Kampf an

Es ist soweit. vera*, die von uns bereits angekündigte Vertrauensstelle gegen Machtmissbrauch, Belästigung und Gewalt in Kunst, Kultur und Sport steht. Das heißt konkret: Es gibt nun eine vertrauliche Anlaufstelle für Künstler_innen, Kulturarbeiter_innen und Sportler_innen, die von Machtmissbrauch, Belästigungs- und Gewalterfahrungen betroffen sind. Auch Zeug_innen können ihre Beobachtungen bei vera* melden. Betrieben wird vera* von zwei unabhängigen Vereinen (Verein 100% SPORT und Verein Vertrauensstelle Kunst und Kultur).

#we_do!

Pionier_innenarbeit in diesem Bereich hat bereits #we_do! geleistet – als Anlauf- und Beratungsstelle gegen Diskriminierung und Ungleichbehandlung, Machtmissbrauch, sexuelle Übergriffe und Verletzungen im Arbeitsrecht für alle in Film und Fernsehen. Weiterhin wird #we_do! Dokumentation und Beratung bei Machtmissbrauch und Diskriminierung anbieten. Jede Person kann einen Missstand, den sie selbst erlebt hat oder selbst beobachtet hat, anonym melden. Auch die Arbeit an strukturellen Lösungen gemeinsam mit den Verbänden aller Filmschaffenden steht auf der Agenda von #we_do!

Die IG Bildende Kunst ist Mitglied bei vera* und will nicht zuletzt als Interessenvertretung für bildende Künstler_innen die gesellschaftspolitischen Ziele der neuen Vertrauensstelle tatkräftig unterstützen. Vasilena Gankovska (Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst) hat sich bereits in die Konzeptphase von vera* involviert: „Mit der Gründung von vera* bekommt die Kunst- und Kulturbranche eine weitere wichtige Stelle, um gegen Machtmissbrauch, Gewalt und Übergriffe zu kämpfen. Was ich als Interessensvertreterin persönlich spannend und hilfreich finde, ist die Perspektive, durch Präventionsarbeit und Erfahrungsaustausch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in diesem so prekären Bereich anzustreben.”

Missstände aufzeigen, Betroffene unterstützen, Gesellschaft verändern

Wie wichtig solch eine Einrichtung ist, zeigen aktuelle Missstände und Übergriffe im Kunst- und Kulturbereich, die immer wieder erst medial ans Licht kommen müssen, um Beachtung zu finden. Es kann zudem davon ausgegangen werden, dass nur ein Bruchteil der Fälle aufgrund von Bedenken und Scheu vor etwaigen negativen Auswirkungen auf die eigene Person bzw. die Ausübung des eigenen Berufs dokumentiert werden. Auch fehlende Konsequenzen bei Meldung bieten einen Nährboden für die Nichtmeldung von Vorfällen.  

Systemische Veränderung ist folglich ein Eckpfeiler im Konzept für vera*: „Die Vertrauensstelle muss neben der Einzelfallberatung eine gesellschaftliche Transformation zum Ziel haben“. Und es „… müssen Anreize gesetzt werden, aktiv ein Umfeld der Solidarität und der Diversität zu schaffen, ohne Angst vor Gewalt oder Diskriminierung.“ Hierfür sind Präventionsarbeit und Bewusstseinsbildung ebenso wichtig (und als Kompetenzen der Vertrauensstelle definiert) wie Lobbying und die Arbeit an Kulturwandel.

#we_do! und nun auch vera* wollen Machtmissbrauch entgegentreten und Betroffene in ihren Anliegen unterstützen. Ziel der Anlaufstellen ist, mit ihrem Angebot idealerweise langfristig gesellschaftsverändernd zu wirken und Arbeitsbedingungen strukturell zu verbessern. „Das wird ein sehr langer Prozess sein, in dem, hoffentlich, die Kunstszene Zusammenhalt zeigt.“, so Vasilena Gankovska. Als IG Bildende Kunst freuen wir uns, dass es nach drei Jahren #we_do nun auch eine Anlaufstelle für alle in Kunst und Kultur gibt! 

Mit welchen Erfahrungen können sich Betroffene an die Vertrauensstelle wenden?

Personen, die im Kunst- und Kulturbereich von Machtmissbrauch, Belästigung und/oder Gewalt in irgendeiner Form betroffen sind oder waren können sich vertraulich (und auch anonym!) hier an vera* wenden. Auch Personen, die einen Missstand in Kunst und Kultur beobachten oder beobachtet haben, können sich mit Berichten an die Vertrauensstelle wenden.

Die Beratungen sind kostenlos und vertraulich. Bei Bedarf wird unter Begleitung an andere Organisationen weitervermittelt. Die Vertrauensstelle unterliegt keiner Melde- oder Anzeigepflicht, somit werden die Informationen niemals ohne Zustimmung der Betroffenen an Dritte weitergeleitet.