Viele Künstler_innen sind aufgrund der Corona-Krise nicht in der Lage, ihre Fixkosten zu bezahlen. Für einen großer Teil wäre laut unserer Umfrage zu Einnahmenausfällen ein Mieterlass für das Atelier eine wirksame Erleichterung. In Wien sind rund 400 Ateliers in Gemeindebauten, weitere im Besitz der Stadt Wien werden von der WISEG verwaltet. Wir richten einen Appell zum Erlass des Mietzinses für Ateliers an Wiener Wohnen und WISEG.
An Wiener Wohnen
Wien, 23. März 2020
Appell zum Erlass des Mietzinses für Ateliers von Wiener Wohnen
Sehr geehrte Direktorin,
sehr geehrter Vizedirektor,
sehr geehrter Fachbereichsleiter,
Künstler_innen sind von den Auswirkungen der Corona-Krise existenziell betroffen. Ausstellungen, Festivals, Galeriepräsentationen, Filmscreenings und andere zentrale Veranstaltungen sind bis auf Weiteres abgesagt, Veranstaltungsverbote und Ausgangs-beschränkungen verhindern das Arbeiten sowie die Akquise neuer Aufträge. Wie die Studie zur sozialen Lage der Kunst-und Kulturschaffenden 2018 eindringlich gezeigt hat, lebte schon vor der Corona-Krise ein großer Teil insbesondere der bildenden Künstler_innen prekär, sodass keinefinanziellenRücklagenvorhanden sind. So lag das mittlere Jahreseinkommen von bildenden Künstler_innen 2018 gerade einmal bei 11.000 Euro,das mittlere Einkommen aus der künstlerischen Tätigkeitmachte gar nur 3.500Euro aus.
Kunst-und Kulturschaffende zählen zu jenen, die bereits von den allerersten Einschrän-kungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie – den Veranstaltungsbeschränkungen –existenziell betroffen waren. Für viele sind von einemTag auf den anderen Projekte, Aufträge, Ausstellungen, Auftritte etc. weggebrochen. Ein Ende ist noch nicht absehbar. Wir erfahren derzeit aus Anrufen und Beratungsgesprächen, dass viele Künstler_innen schon jetzt, kurz nach Beginn der Krise nicht in der Lage sind, ihre Fixkosten zu bezah-len. Dies betrifft schon die Wohnungskosten, ganz zu schweigen vom Mietzins für das Atelier.
Zu Einkommensausfällen und Auswirkungen der Corona-Krise bei Künstler_innen ver-schiedener Sparten und Kulturarbeiter_innen läuft seit kurzem eine Online-Umfrage von Interessenvertretungen. Die Resonanz darauf ist sehr groß. Unter den bildenden Künst-ler_innen beklagt ein großer Teil bereits Projektabsagen bis in den Frühsommer hinein, weil jetzt wichtige Vorlaufzeiten für Projektrealisierungen, aber auch Möglichkeiten für nächste Auftragsanbahnungen wegfallen. Der Frühsommer ist (neben dem Herbst) eine besonders projekt-und veranstaltungsintensive Zeit in der bildenden Kunst. Rund ein Drittel der bisherigen Teilnehmenden der Befragung gibt an, dass ein Erlass der Miete für ihre Arbeitsräume eine wirksame Entlastung darstellen würde. Angesichts der existenzbedrohenden Situation für Künstler_innen bitten wir Sie, den Mietzins für Ateliers vorübergehend zu erlassen.
Wir hoffen sehr auf Ihren Beitrag zur Unterstützung von Künstler_innen in der Corona-Krise und ersuchen Sie, unseren Appell aufzugreifen. Selbstverständlich stehen wir für Rückfragen zur Verfügung und hoffen auf Ihre positive Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Sheri Avraham
Vorsitzende IG Bildende Kunst
Jannik Franzen
Kunstpolitische_r Sprecher_ IG Bildende Kunst