4-Themen-Programm der Interessengemeinschaften für Kunst und Kultur, anlässlich der Wien Wahl 2025 (v.l.n.r.: Amadeus Mader, Gerhard Ruiss, Eva Maria Bauer, Irmgard Almer, Ulrike Kuner, Vasilena Gankovska) (Foto: Günther Wildner)

Wien Wahl 2025: Wir fordern!

4-Themen-Programm der Interessengemeinschaften für Kunst und Kultur

“Bildende Künstler:innen in Wien brauchen leistbare Räume für Ateliers, als Lager und für Ausstellungen.“, erläutert Vasilena Gankovska, bildende Künstlerin und Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst, eine der Positionen aus dem 4-Themen-Programm der Interessengemeinschaften für Kunst und Kultur anlässlich der Wien Wahl 2025. Bei einem Pressegespräch haben sieben Interessengemeinschaften gemeinsam erarbeitete Forderungen und Vorschläge zur Stärkung, zum Ausbau und zur Absicherung der Kunst- und Kulturszene in Wien präsentiert – und an die wahlwerbenden Parteien adressiert. 

Wir brauchen Räume! 

Wir brauchen Räume für Kunst und Kultur – und zwar „verstreut über die ganze Stadt, nicht bloß an der Peripherie. Auch langfristig, nicht bloß als Zwischennutzungen.“, unterstreicht Vasilena Gankovska. Aktuell führen steigende Mieten zum Verschwinden von leistbaren Räumen aus dem innerstädtischen Bereich. Wir brauchen Planbarkeit, wir brauchen Perspektiven. Irmgard Almer (IG Kultur Wien) möchte animieren, das Konzept der – durchaus wichtigen – Zwischennutzungen weiterzuentwickeln. Sie appelliert, auch das große Potenzial von kommunalen Strukturen zu nutzen und städtische Liegenschaften zu guten Konditionen für die Freie Szene zu öffnen. Außerdem gilt es, Räume für Kunst und Kultur bereits in der Stadtplanung zu berücksichtigen. „Wir wünschen uns hier mehr Mut!”, so Irmgard Almer in Richtung Politik. 

Wir brauchen ein resilientes Kunst- und Kulturbudget!  

Ein Dauerbrenner: Wir fordern eine Erhöhung des Kulturbudgets! Denn, wie Amadeus Mader (Forum Österreichischer Filmfestivals) betont: „Nur eine angemessene Anpassung und zukünftige Valorisierungen ermöglichen Resilienz für den Kultursektor.“ Das Kulturbudget für die Freie Szene soll nicht länger Ermessensausgabe sein, sondern ein rechtlich abgesicherter Budgetposten der Stadt Wien werden. Apropos rechtlich: Wien ist weiterhin das einzige Bundesland ohne Kulturförderungsgesetz. Ein Zustand, den nicht nur Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren) seit vielen Jahren kritisiert: „Die Stadt Wien hat versucht, uns die Notwendigkeit des Kulturförderungsgesetzes in den letzten Jahren auszureden. Wir treten neuerlich dafür an, es der Stadt Wien einzureden.“

Eine Kulturquote soll sicherstellen, dass das Kulturbudget im Gleichklang mit den Einwohner:innenzahlen wächst. Über eine zweckgewidmete Nächtigungsabgabe – den „Kultureuro“ – sollen zusätzliche Mittel ins Kunst- und Kulturbudget fließen. Der Tourismus boomt, 2024 konnte Wien neue Rekordzahlen an Nächtigungen verzeichnen. Amadeus Mader argumentiert: „In Wien gab es 2024 eine Steigerung von +9,3%, das bedeutet 18,86 Millionen Nächtigungen in Wien. Und gerade die Kultur ist maßgeblich für die Attraktivität der Destination Wien.“

Wir brauchen adäquate Rahmenbedingungen für zeitgemäßes Arbeiten!

Die Arbeit an fairer Bezahlung bleibt virulent. „Mittlerweile gibt es Fair Pay Empfehlungen für alle Genres.“, so Ulrike Kuner (IG Freie Theaterarbeit). Beobachten könne sie in der darstellenden Kunst jedoch, dass sich die Freie Szene daran hält, nicht aber große Theater. Daher ein Appell an die Fördergeber:innen, Fair Pay Standards auch an den im Eigentum der Stadt Wien stehenden Kulturinstitutionen sowie an allen von der Stadt Wien finanzierten Betrieben (z.B. Stadt Wien Kunst GmbH, Vereinigte Bühnen Wien, Wiener Festwochen etc.) zu verankern.

Auch gute Rahmenbedingungen für Veranstalter:innen sowie ein vielfältiger Zugang zu Kunst und Kultur sind den Interessengemeinschaften ein Anliegen. Hier weiß Eva Maria Bauer (Österreichischer Musikrat) einige Baustellen und Lösungsansätze zu nennen: Es braucht Impulse zur Implementierung von einfacher Sprache, Änderungen in der Lärmschutzverordnung, aber auch bürokratische Erleichterungen bei Genehmigungsverfahren – etwa durch eine Koordinationsstelle oder verbundene Genehmigungsverfahren statt einzelner Anträge an verschiedenen Stellen. Nachholbedarf beim Zugang zu Kunst mahnt Eva Maria Bauer nicht zuletzt bei Musikschulen ein, jedenfalls 1.500 Musikschulplätze fehlen in Wien: „Im Moment findet 75% des Gesangs- und Instrumentalunterrichts in Wien privat statt. Das ist kein Standard, den sich die Stadt Wien wünschen kann.“ Was tun? Zum Beispiel das Programm ELEMU – Elementares Musizieren, wo Volkschulen sehr erfolgreich mit Musikschulen kooperieren, ließe sich relativ leicht ausbauen.

Wir fordern die Umsetzung der Kulturstrategie 2030!

Last but not least erinnern die Interessengemeinschaften an die Wiener Kulturstrategie 2030 – entwickelt in einem Beteiligungsprozess, präsentiert im November 2023. Das Strategiepapier identifiziert acht Handlungsfelder: leistbare Kultur und inklusive Teilhabe, Diversität und Chancengleichheit, Fair Pay und Soziale Absicherung, Zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungskultur, Krisenresiliente Kultur, Kulturelle Infrastruktur und neue Räume, Klimaverträglichkeit, Digitalisierung in Kunst und Kultur.

Vasilena Gankovska resümiert: „Das ist ein Ausgangspunkt für konkrete Realisierungen.“ Wichtig seien jedoch auch ein Zeitplan und ein Finanzplan sowie konkrete Umsetzungsschritte. An dieser Stelle regen die Interessengemeinschaften an, eine ständige Arbeits- und Monitoringgruppe einzurichten – bestehend aus Vertreter:innen der MA7 der Stadt Wien, IGs und weiteren wesentlichen Akteur:innen –, um einzelne Maßnahmen zu begleiten, zu entwickeln und zu verfolgen.


Woher kommt das 4-Themen-Programm zur Kunst und Kultur in Wien? 
Sieben Interessengemeinschaften aus Kunst und Kultur haben das 4-Themen-Programm anlässlich der Wien Wahl 2025 gemeinsam entwickelt: Forum Österreichischer Filmfestivals, Forum Literaturübersetzen Österreich, IG Autorinnen Autoren, IG Bildende Kunst, IG Freie Theaterarbeit, IG Kultur Wien, Österreichischer Musikrat. Das 4-Themen-Programm will die Bedeutung Wiens als attraktiven Kunst- und Kulturstandort stärken.

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