In jeder Ausgabe des Bildpunkt wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in der Motter Tektura (Othmar Motter, Hard 1975, http://www.motterfonts.com). Motter gestaltete viele Schriften im Geiste der 1970er Jahre, er wird der Meister der extra-fetten Schrift genannt (Elias Riedmann: Othmar Motter – Meister der Extrabold – Ein Streifzug durch das Archiv der „Vorarlberger Graphik“. Zürich 2019, Triest Verlag). Die Tektura ist vielleicht die berühmteste Schrift aus Österreich, denn durch den Schriftzug für die Marke Reebok für Sportschuhe und -bekleidung ist sie weltbekannt geworden. Die Tektura begleitet Reebok seit 1977. Die Classic Reebok wurden 1982 eingeführt und begleiteten seitdem die Streetwear, vor allem in Weiß. Aber mehr als die weißen Sneakers fallen heute in den Straßen die zerrissenen Jeans auf. Iggy Pop gilt als Urahne dieser Mode (Ingrid Jensen, https://pleasekillme.com/ ripped-jeans, Louisiana 2019 – abgerufen am 17. 9. 2020). Bereits bei seinen Konzerten 1970 trug er zerrissene Jeans. Für Jensen symbolisiert diese Mode der frühen 1970er das „Abgetragen- und Zerrissen-Sein“. Aber die Tektura ließe sich in der zweiten Hälfte des gleichen Jahrzehnts auch als visionär beschreiben. Als Tektur bezeichnet man im Bauwesen die Änderung eines Planes nach seiner Einreichung. Hoffentlich steht das auch für die Welt in Zeiten der Krise.
