Strategische Methoden des gemeinsamen Heilens

Das Wort kuratieren (Curare) kommt aus dem Lateinischen und bedeutet heilen. Mit dem Heilen verbindet man oft auch das Sorgen (Sorge tragen), Betreuen und Begleiten. In der Kunstwelt erfahren Künstler_innen in der Zusammenarbeit mit Kurator_innen stattdessen oft das Verlangen, Hetzen, Druckmachen, Lenken und Manipulieren. Institutionen und Geldgeber_innen spielen im Hintergrund eine wichtige Rolle und wissen gut Bescheid über die Machtverhältnisse, welche dabei herrschen. Künstler_innen, die von einer großen Institution eingeladen werden, sind sich bewusst, was das für ihre Karriere bedeuten kann. Die Verhandlungsbasis in so einer Situation ist von Anfang an ungleich. Künstler_innen sind austauschbar, es wird immer jemanden geben, der oder die ohne Bezahlung einen Beitrag liefern kann.

Eine Publikation in bester Qualität, Presseaussendungen, Onlinepräsenz ist das, was als Bezahlung gilt. Das berichten Kolleg_innen, die ähnliche Erfahrungen Österreichweit in den letzten Jahren gemacht haben. Das Werk, das Produkt künstlerischer Arbeit, wird unabhängig von den menschlichen Bedürfnissen der Künstler_innen betrachtet. Ob diese in der Zeit der Vorbereitung über genügend Ressourcen verfügen, um beispielsweise die Miete für die Räumlichkeiten zu bezahlen, in denen das Werk fertiggestellt wurde, stößt auf keinerlei Interesse.

Kurator_innen haben eine vermittelnde Rolle zwischen Künstler_innen und Institution. Sie sind, wie wir nur allzu gut wissen, in einer viel besseren Verhandlungsposition als Künstler_innen. Sie können zum Beispiel über Budgetverschiebungen entscheiden. Wenn Kurator_innen die strategische Position des privilegierten Weißen einnehmen würden und demensprechend solidarisch handeln, würde die ökonomische Lage vieler Künstler_innen besser aussehen.

Was heißt es, aus einer feministischen, antirassistischen und migrantischen Perspektive eine Ausstellung zu kuratieren? Welche Strategien ermöglichen allen Beteiligten eine Zusammenarbeit, in der auf Basis des gegenseitigen Vertrauens und Respekts das Heilen, Betreuen, Sorgen und Begleiten stattfinden kann?

In Rahmen der Kampagne pay the artist now! darf ich die Ausstellung mit dem Titel A call to save: the safe space kuratieren. Mir war es wichtig die Bedürfnisse, die hinter einem guten Arbeitsvertrag stehen, zu erkennen. Geregelte Bezahlung ist oft nur ein Teil davon. Gute Gespräche und gemeinsame Entscheidungen sind die Voraussetzungen, um eine gute Arbeitsumgebung zu schaffen.

Dieser call to save: the safe space ist an andere kleine Institutionen wie die IG BILDENDE KUNST, an Offspaces, an große Museen und auch an Kurator_ innen gerichtet, ihren strategischen Platz einzunehmen. Aber vor allem richtet er sich an uns Künstler_innen Nein zu sagen, wenn die Bedingungen nicht hundertprozentig passen. Nein zu sagen, wenn keine Honorare eingeplant wurden. Pay the artist now!


Carla Bobadilla ist bildende Künstlerin, Kunst- und Kulturvermittlerin, Lektorin an der Akademie der Bildende Künste Wien, Vorstandsmitglied der IG Bildende Kunst.