Drei künstlerische Positionen begleiten jede Ausgabe des Bildpunkt und sind als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des Heftes zu verstehen.
Ihre aktuelle Ausstellung Die Galeristin und der schöne Antikapitalist auf der Gothic G’stettn (Corona Srezessionsession Dengvid-20) in der Wiener Secession ist hochgelobt, auf der Bildstrecke des Bildpunkt gibt Verena Dengler jetzt Einblicke in ihre Vorliebe für Textiles, die sich – neben der langjährigen Beschäftigung mit der Kunstwelt – durch ihr Leben zieht: Ein Teil der Bildstrecke machen Fotos aus, die Dengler im Laufe der Jahre von ihren eigenen Outfits gemacht hat, der andere Teil sind Installationsansichten ihrer Ausstellung Anna O. lernt Denglisch in den Energieferien von 2013 im MAK. Im damaligen Ausstellungstext hieß es: „Anno O., alias, Bertha Pappenheim fasziniert die Künstlerin sowohl in ihrer Rolle als jüdische Feministin, als auch als Sammlerin von Spitzen und Metall“. Die 1981 in Wien geborene Verena Dengler arbeitet anspielungsreich, pointiert und ironisch mit den Medien Malerei, Zeichnung, Text, Collage, Objekt und Installationen. Sie zeigte Soloschauen in der Kunsthalle Bern und im Mumok. Kollaborationen und Netzwerke – die feministische Burschenschaft Hysteria, die Band gebenedeit oder mit Leon Kahane und Marlene Engel – spielen in den letzten Jahren eine immer stärkere Rolle.
Die mexikanische Künstlerin Berenice Olmedo, geboren 1987 in Oaxaca, arbeitet mit gefundenen Materialien, um die Erfahrungen von gesellschaftlich Marginalisierten zu thematisieren, von Menschen wie Tieren gleichermaßen. Auf dem Mittelposter zeigt sie Canine TANATO-commerce; or, the political-ethical dilemma of merchandise (2015), ein Sujet aus ihrer langjährigen Beschäftigung mit Straßenhunden. Aus den Überresten überfahrener streunender Hunde stellte Olmedo Seife her, aus dem Fell und der Haut machte sie Stiefel, Teppiche, eine Tasche und eine Jacke. Um die Irritation, die ihr Umgang mit dem „besten Freund des Menschen“ auslöst, geht es Olmedo in ihren Fotografien. Sie will so die Hierarchisierung der Arten unterstreichen und die Gewalt, die in Kleidung oder Schuhe eingeschrieben ist. Olmedo wird von der Galerie Jan Karps in Köln vertreten und war u.a. 2017 für den Prix Ars Electronica nominiert.
Machtverhältnisse im Post-Apartheid-Südafrika verhandelt die Kunst von Mary Sibande – so auch die Fotografie They Don’t Make Them Like They Used To (2008) auf dem Backcover. Das Foto zeigt ihr in ihrer Arbeit häufig wiederkehrendes Alter Ego Sophie in der stilisierten Kleidung einer Hausarbeiterin, eine Bezugnahme auf die Rolle des Schwarzen weiblichen Körpers in Südafrika. Auf diesem Foto, auf dem sie die weiblich konnotierte Arbeit des Nähens performt – in diesem Fall das eines Superman-Outfits –, ist Sophie zugleich stark, statuesk und fügsam. Mary Sibande repräsentierte Südafrika 2011 bei der 54. Venedig Biennale und stellte ihr Projekt Long live the dead queen 2010 in der ganzen Stadt Johannisburg aus. Ihre Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. 2018/19 war Sibande Virginia C. Gildersleeve Professorin des Barnard College an der Columbia Universität in den USA.