Bildstrecke: Babi Badalow
Mittelposter: Anca Bucur
Rückseite: Hicran Ergen
Auf dem Mittelposter zeigen wir I am many and there are more marching (2022), eine Arbeit aus handgenähten Textilien und Aluminium von Anca Bucur. Die Arbeit widmet sich der Verbindung zwischen Sprache und Identität und der Art und Weise, in der diese Konzepte im Lauf der Geschichte verwoben wurden, um universalistische, abstrakte Konstruktionen zu bezeichnen. Patriarchale Strukturen sind tief in den Verstrickungen der Fiktion unserer sozialen Realität verborgen; Identität wird zur Ware gemacht und in Vermögenswerte transformiert, welche der Humanisierung eines sich ständig adaptierenden kapitalistischen Systems dienen. Extraktive Wirtschaft bedient sich der Sprache und Identitätskonzepten, um Gewalt und Unterdrückung zu legitimieren. Die Arbeit argumentiert dafür, beide Konzepte in ihrer fundamental politischen Rolle anzuerkennen. Bucur lebt als Künstlerin und Autorin in Bukarest. Sie ist Redakteurin bei frACTalia press. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Materialität von Land und Körper im Verhältnis zu lokalen Orten und Geschichten.
Hicran Ergen aka @wagashishi, (shi/thƎy) ist bildende Künstler:in, autodidakte Musiker:in (Band Schweiffels, Konzeptchor Mala Sirena uvm.), Filmemacher:in, Archivar:in, Social Media-PhäNoMƎN & stolze Generalist:in. Seit 2018 erforscht shi leidenschaftlich unterschiedlichste Formen künstlerischen Ausdrucks an der Akademie der Bildenden Künste Wien, darunter Zeichnung, Malerei, bewegtes Bild, Sprachkunst, Druckgrafik, Performance, Installation, Fotografie, Skulptur. H.Ǝ. ist intersektionale Feminist:in und fungiert als facilitator und curator für die Vertretung und Stärkung von FLINTAQ* Personen in Musik und Kunst. Als Grrraged schafft shi seit 2019 Hoffnung für Motivierte, die spät Producers, Improvisers & Techno-Stars werden möchten. Als DJ JOIE DE F:LLE (Host of Gravité / Abidik Gubidik Twist / #wagashishisbubble) steht shi hinter den Plattentellern & beschallt mit genreübergreifender Musik. Auf dem Rückencover ist H..s Arbeit self portrait-F.ckTheCistem zu sehen.
Der visuelle Künstler und Dichter Babi Badalov, geboren 1959, verwendet Wörter als Kunst um über die eigene Identität zu sprechen. In der Bildstrecke zeigen wir eine Serie von Porträts des Künstlers in seinem Atelier mit dem Titel Artist Art Worker, fotografiert von Tanguy Beurdeley. Der polysemische Charakter von Badalovs Arbeit entsteht aus einer Mischung mehrerer Sprachen: ein wenig gebrochenes Tallisch, Russisch, Englisch, Französisch und Aserbaidschanisch. Seine unverwechselbare Typografie, eine hybride Form des kyrillischen und lateinischen Alphabets, ist ein Kennzeichen für seine künstlerische Vision und ein Symbol für seine Existenz ‚dazwischen’. Als Migrant und Grenzgänger sieht Badalov keine klaren Grenzen zwischen Sprachen, Alphabeten oder Traditionen. Keine Grenzen zwischen Text und Bild, Leben und Kunst, seinen Leinwänden und seiner tätowierten Haut. Er erzählt vom Sprechen zwischen den Kulturen, von seinen ästhetischen Kämpfen gegen das Schweigen. Babis Arbeit ist eine lebendige Sprache! Er reist zwischen den Welten – und wie ein Verb verbindet er diese miteinander.