Künstlerische Positionen: Ausnahmezustand

Drei künstlerische Positionen begleiten jede Ausgabe des Bildpunkt und sind als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des Heftes zu verstehen.

Homeoffice war und ist in der Corona-Krise ein vielbeschworenes Mittel. Als augenzwinkernden Kommentar mit ernstem Hintergrund hat die Performance-Künstlerin Stefanie Sourial im Zuge der Corona-Krise auf Facebook Videos veröffentlicht, die Einblick in ihr privates „Homestudio“ geben. Auf dem Mittelposter nun als Fotosujet zu sehen, zeigt Sourial darin, dass die vielzitierte Flexibilität und Innovationskraft der Kunstschaffenden sehr wohl an materielle Bedingungen geknüpft ist. Stefanie Sourial arbeitet in Wien und Bristol in Eigenproduktionen, der Kompanie Theater Ad Infinitum und in Kooperation mit Kunstschaffenden wie Veza Fernandez, Michikazu Matsune, Gin Müller oder dem queeren comedy Club PCCC*. Seit 2018 unterrichtet sie an der Akademie der bildenden Künste Wien im Fachbereich Performative Kunst. Derzeit arbeitet sie an ihrer neuen Produktion City of Diaspora, die im April 2021 im brut Koproduktionshaus uraufgeführt wird.

Auf dem Backcover ist ein Sujet von Coview zu sehen, einer Watchgroup, die sich im Zuge der Corona-Krise gegründet hat, mit dem Anlass, „nicht tatenlos zuzusehen, welche Maßnahmen gesetzt (werden) und wie sich politisch Verantwortliche verhalten.“ Coview ist laut Selbstdefinition ein „Zusammenschluss vieler, eine Watchgroup, der sich jede_ r mit der gleichen/ähnlichen Vorstellung anschließen kann: Grundrechte für jeden Menschen. Immer & überall. Wir sind transnational, nicht-hierarchisch organisiert und dezentral über das Internet strukturiert. Wir legen Wert auf gemeinsames Kämpfen für bessere Lebensumstände – für ein gutes Leben für Alle! Gerade in der Zeit von Versammlungsverbot(en) war es uns wichtig, trotzdem auf unfaire Lebensbedingungen und Missstände aufmerksam zu machen und die eigene Stimme nicht zu verlieren. Wir freuen uns über Aktionsideen und Vernetzung. Da zählen z.B #LeaveNoOneBehind BannerAktionen oder die Quaranzine-Nachbarschaftszeitung.“

Die Bildstrecke zeigt Abbildungen der Poster-Initiative 2020Solidarity, an dem über 50 internationale Künstler_innen, darunter Mark Leckey, Betty Tompkins oder Andreas Gursky, beteiligt sind. Die Initiative wurde vom deutschen Turner- Preisträger Wolfgang Tillmans und der von ihm ins Leben gerufenen Stiftung Between Bridges initiiert, mit dem Ziel, Kunst- und Kulturräume, unabhängige Magazine und Nachtclubs zu unterstützen, die durch das Ausbleiben von Veranstaltungen in eine existenzielle Krise geraten sind. Die Poster sind in A2 für 50 Euro, Pfund oder Dollar bei verschiedenen Organisationen in Deutschland, Polen, Spanien, Italien, Frankreich, den Niederlanden, GB oder den USA zu erwerben, „eine unlimitierte Auflage, nur für limitierte Zeit verfügbar“. Das Geld geht direkt an die jeweiligen Orte und Organisationen. In Österreich gibt es bislang das FLUC Wien als Projektpartner, weitere von der Krise betroffene Orte können sich an Between Bridges wenden.