Lajk. Lajk. Lajk. Das süße Lockengesicht meint, im Kindergarten gebe es keine Ausländer. Da seien nur Kinder. Lajk. Lajk. Lajk. Ein etwas älterer Blondschopf meint, auch in der Schule gebe es keine Ausländer, sondern nur Kinder, Kinder, Kinder. Lajk. Lajk. Einhundertvierundfünfzig Mal Lajk! Unsere Hoffnungsträger, die Kinder. Die Arbeiter haben enttäuscht, die Migrant* ebenfalls und die Geflüchteten bringen es auch nicht so richtig. Aber dafür die Kinder! Unsere Kinder! Nein, keine Ausländer, nur Kinder. Das Kind Bogdan sagt zu seiner Mutter, als sie ihn im Kindergarten abholt, sie solle doch Deutsch mit ihm sprechen, weil sonst würden die anderen Kinder wissen, das er Ausländer ist. Und das Kind Fatima sagte streng, mit erhobenem kleinem Zeigefinger zu ihrer Tante, sie habe es ihr schon eine Million Mal gesagt, Deutsch, Deutsch, Deutsch, weil sonst wisse ja der Gerhard, das sie Ausländerin ist. Auch das Kind Vassili ermahnte wiederholt seinen Großvater, der jeden Tag vor dem Kindergarten auf ihn wartete. Ob er denn wolle, dass ihn alle Kinder als Ausländer behandelten? Für unsere Kinder ist uns keine Hürde zu hoch und kein Graben zu breit. Alles für die traumzukunftschaffenden Hoffnungsträger unserer K(r)ampf-Aktivist*innen- Lajk-Existenzen? Aber so einfach ist die Sache nicht. Also wurde unser Experte, Mirko Bajs zu tatkräfigem Rat hinzugezogen. Er machte sich auf den Weg, um diese vermeintlichen Hoffnungsträger in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten. Auf der Hand liegt das verpflichtende Zusammenleben mit Erzeugern, wobei Bajs die Erzeugerschaft nicht auf rein biologische Vorgänge eingeschränkt hatte, da dieses seiner realitätsnah angelegten Beforschung doch sehr fern erschien. Die Hoffnungsträger also werden von ihren Erzeugern schon im Windelalter mit zu Antikriegs-, Menschenrechts- und anderen öffentlichen Protesten mitgenommen, zumindest, so lange sie sich nicht wehren können. Ab einem bestimmten Alter gehen alle in den Bestechungsmodus über und die Hoffnungsträger können das eine oder andere Fastfoodprodukt für stundenlanges Ertragen von laut skandierenden, trillernden und Reden haltenden Kritischen herausschlagen. Der Bestechungsmodus endet, sobald den Hoffnungsträgern zugetraut wird, mehrere Stunden alleine in den eigenen vier Wänden zu verbringen, ohne dass eine Behörde wegen unterlassener Aufsichtspflicht Probleme machen könnte. Als sich Mirko Bajs anderen Umfeldern der Hoffnungsträger zuwandte, so fokussierte er sich vor allem auf deren informelle Gespräche. Weiter vertiefend berücksichtigte Bajs ausschließlich jene Konversationen in Kindergärten und Kleinschulen, bei denen es um das Berichten von erst kürzlich gefeierten Geburtstagen ging. Das Ergebnis der Untersuchung war nicht verblüffend, aber für manche erdrückend. Die oben zitierte Äußerung, im Kindergarten oder in der Schule gebe es nur Kinder, konnte Mirko Bajs nur bestätigen. Den komplexeren Umstand, das zu Geburtstagsfeiern in der Regel nur die Kindern eingeladen werden, die behaupten, es geben zwar Kinder, aber keine Ausländer, beschreibt Mirko Bajs als Wahrheit aus der Wiege. Lajk.
Vlatka Frketić verqueert Antirassismus in Wien.