Es sind wieder einmal Zeiten angebrochen, in denen Künstler*innen, Kulturschaffende und andere besorgte Personen Österreich den Rücken kehren. Ob dies mittels innerer Emigration oder einem Wohnsitzwechsel geschieht, wir müssen diese Entwicklung aufmerksam beobachten. Auslöser können durch Kürzungen der Kulturbudgets herbeigeführte ökonomische Gründe sein oder mit der rechtskonservativen politischen Richtungsänderung einhergehende, allgemeine gesellschaftliche Verschiebungen im Land. Wir stehen derzeit möglicherweise vor einem nachhaltigen Umbruch. Dabei ist permanent zu hören: „Leistung muss sich lohnen“. Alle Kunst- und Kulturarbeiter*innen, die extrem engagiert und oftmals unter- oder unbezahlt ihre Arbeit verrichten, haben dazu eine berechtigte Forderung: Pay the Artist now!
Interessanterweise verlaufen diese Entwicklungen in der zweiten schwarzblauen Regierungsphase stiller ab – fast unbemerkt –, ohne Donnerstagsdemos und mit einer Opposition, die mehr mit sich selbst beschäftigt ist, als sich in die Diskussion einzubringen. Entscheidungen wie jene vom Kunsthallendirektor Nicolas Schaffhausen, der „die Wirkungsmächtigkeit von Kunst in Zeiten nationalistischer Politik stark eingeschränkt“ sieht, müssen aufmerksam verfolgt werden. Die tendenziöse österreichische Berichterstattung darüber hat viele verstört, vor allem wenn sie mit der gründlicheren Analyse aus Deutschland verglichen wurde. Widerständiges Auftreten ist notwendiger denn je, wo auch immer möglich. Michael Köhlmeier hat mit „Was wirst du zu jenen sagen“ bereits eine vielleicht unerwartete aber wichtige Stellungnahme im Rahmen des Gedenkaktes des Parlaments gegen Gewalt und Rassismus abgegeben. Ich möchte hier aber vor allem jenen Initiativen und Personen für ihre Arbeit danken, die sich oftmals unbemerkt von medialer Öffentlichkeit kritisch und mutig in die politische Diskussion einbringen – nützen wir jede Möglichkeit dazu!
Alexander Jöchl, 2016 bis Juli 2018 Vorsitzender der IG Bildende Kunst.