Von Sabelo Mlangeni ist die Bildserie dieser Ausgabe, in der Fotografien aus der Serie No Problem zu sehen sind. No Problem ist zwischen 2011 und 2013 im Township Alexandra (kurz „Alex“) in Johannesburg und dem benachbarten, vorwiegend weißen Vorort Sandton entstanden. Alexandra wurde 1912 – somit vor dem Natives Land Act von 1913 – gegründet und ist eines der wenigen urbanen Gebiete, in denen Schwarze Süd-Afrikaner_innen während der Apartheid Land unter einem freehold title besitzen konnten. Das Alexandra der Post-Apartheid Ära gilt als urbane Problemzone, während Sandton das Finanzviertel des Landes ist. Die Gegenüberstellung der beiden stark kontrastierenden ökonomischen Landschaften weist auf die alltägliche, aber meist uneingestandene Teilung der heutigen südafrikanischen Gesellschaft hin. No Problem untersucht dieses Prinzip der Verleugnung. Die architektonische Landschaft der post-apartheid Stadt verharrt – wenn auch etwas fluider – in einem Modus der Segregation.
Das Poster zeigt eine Fotografie aus der Arbeit Brotherhood and Unity (2006) von Marija Mojca Pungerčar. Sie hat die Erneuerung der Autobahn zwischen Harstje und Lešnica in Slowenien im Jahr 2006 zum Anlass genommen, eine künstlerische Arbeit zur Geschichte dieser Straße zu machen. 1958 war sie von jugoslawischen Brigaden als Teil der Straße der Brüderlichkeit und Einheit gebaut worden, die Jugoslawien von der österreichischen bis zur griechischen Grenze durchkreuzte. Damals hatten freiwillige Brigaden aus verschiedenen Regionen der Republik diese Hauptverkehrsverbindung gebaut. 2006 kamen unterbezahlte Saisonarbeiter aus verschiedenen ex-jugoslawischen Staaten zum Einsatz – heute als Arbeitsmigranten. Die hier zu sehenden Fotos wurden von Leopold Pungerčar Sr., dem Vater der Künstlerin, im Jahr 1958 Drei künstlerische Positionen begleiten jede Ausgabe des Bildpunkt und sind als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des Heftes zu verstehen: und von Nada Žgank, gemeinsam mit der Künstlerin, im Jahr 2006 aufgenommen. Nicht zuletzt zeugen die Bilder, die von einer ebenso 2006 entstandenen dokumentarischen Videoarbeit ergänzt werden, von den gesellschaftlichen Transformationen und veränderten Arbeitsverhältnissen in den neoliberalen Demokratien der postsozialistischen Länder des ehemaligen Jugoslawiens.
Stills von Videos, die auf der Plattform bak.ma archiviert wurden, sind auf der Rückseite zu sehen. Bak.ma ist ein digitales Medienarchiv sozialer Bewegungen in der Türkei. Ausgehend von Material, das während der Gezi Proteste von Videoccupy gesammelt wurde, einem aktivistischen Video-Kollektiv, soll bak.ma dazu dienen, die jüngere türkische politische Geschichte aus aktivistischer Perspektive sichtbar zu machen: mit audio-visuellen Aufnahmen, Dokumentationen und Augenzeug_innenberichten. Ziel ist es, das Archiv so auszubauen, dass es eine Zeitspanne von den 1980er Jahren bis heute und ein Spektrum von kurdischen Kämpfen über LGBTQ- und Umweltaktivismus, urbanen Widerstand ebenso wie Proteste gegen Typ-F-Gefängnisse umfasst. Videoccupy organisierte sich während der Gezi-Proteste, um die vielzähligen Aufnahmen von Aktivist_innen zu sammeln und zu veröffentlichen; sie trugen so entscheidend zu einer involvierten Berichterstattung bei, die es Aktivist_innen und Beobachter_innen möglich machte, das Geschehen von innen heraus zu verfolgen.