Performance-Demo: Soziale Sicherheit für freischaffende Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen jetzt! (Wien, 26.9.2024) (Foto: Daniela Koweindl)

“Soziale Absicherung sollte selbstverständlich sein!”

Kundgebung & Performance: Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen treten lautstark und performativ für ihre Forderungen ein

Krankheit wird für Solo-Selbstständige schnell zum Existenzrisiko. Derzeit gibt es eine Unterstützungsleistung erst ab dem 43. Tag durchgehender Erkrankung, und auch erst rückwirkend ab dem 4. Tag. Ist das praxiskompatibel? Nein. “Sechs Wochen ohne Einkommen, das kann ich mir nicht leisten.”, erklärte Nadja Puttner, Tänzerin und Gewerkschaftsaktivistin, stellvertretend für viele prekär tätige Solo-Selbstständige, die alle auf ihre eigene Arbeitskraft angewiesen sind.

Im Schatten von Glanz und Gloria” hat die Gewerkschaftsinitiative vidaflex die Premiere von “Don Carlo” in der Wiener Staatsoper am 26. September 2024 zum Anlass genommen, um zur Performance-Demo aufzurufen: “Soziale Sicherheit für freischaffende Künstler:innen und Kulturarbeiter*innen, jetzt!”

Rushhour. Bessere soziale Absicherung für atypisch und hybrid Beschäftigte, jetzt!

Mit Performances und Redebeiträgen, zwischen Staatsoper und U-Bahn-Abgang Karlsplatz, machten Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen 60 Minuten lang am frühen Abend auf ihre Arbeitsbedingungen und Lücken in der sozialen Absicherung aufmerksam und forderten einmal mehr soziale Rechte ein. Dabei teilten sich Performer:innen der Initiative Tanz und Bewegungskunst Österreich und interessenpolitisch aktive Künstler:innen die Aufmerksamkeit der Passant:innen für gemeinsame Anliegen zur Verbesserung der sozialen Absicherung in Kunst und Kultur.

Das von vidaflex und Interesssengemeinschaften gemeinsam erarbeitete Positionspapier “Bessere soziale Absicherung für atypisch und hybrid Beschäftigte, jetzt!” bildete den Rahmen – auch für die Kundgebungsmoderation von Nadja Puttner. Absicherung im Krankheitsfall und praxistauglicher Zugang zu einer existenzsichernden Arbeitslosenversicherung standen im Fokus, aber auch die Notwendigkeit einer mehrsprachigen Servicestelle für hybrid Beschäftigte. Denn: Komplizierte Beschäftigungsverhältnisse brauchen Beratung.

Zwischen Opernbesucher:innen, flanierenden Passant:innen, Kulturinstitutionen: gemeinsam für soziale Rechte kämpfen! 

Mit aus dem Leben gegriffenen Einblicken in das künstlerische Arbeitsleben veranschaulichten die Künstler:innen Sheri Avraham und Guilherme Maggessi – beide Vorstandsmitglieder der IG Bildende Kunst – die alltäglichen Herausforderungen aus eigener Erfahrung. Guilherme Maggessi (bildender Künstler, Gestalter, Forscher) sprach in seinem Redebeitrag über die herausfordernde Situation bei Mehrfachbeschäftigung und mahnte auch die Verantwortung von Institutionen ein: “Sie sollten Energie hineinstecken, für die soziale Absicherung der Kulturarbeiter:innen, die sie beschäftigen, und der Künstler:innen, deren Kunst sie zeigen, zu kämpfen!” Soziale Absicherung darf kein Einzelfall sein, sie muss allen gut zugänglich sein – egal, welche Sprache sie sprechen, welche Bildung sie haben, welche Herkunft. Ein Fazit von Guilherme Maggessi: “Soziale Absicherung von Kunst- und Kulturarbeiter:innen sollte selbstverständlich sein!”

Gute soziale Absicherung, gleiche Rechte – für Künstler:innen, für Kulturarbeier:innen, für alle

Für einen fairen Anteil vom Kuchen plädierte auch Sheri Avraham (Künstler:in, Theatermacher:in): “We have the right to get our share!” Schließlich seien es Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen, die mit ihrer Arbeit und Kreativität, die Kunst- und Kulturszene so wunderbar  machen, wie sie ist – so Sheri Avraham mit Blick auch auf die Oper und Premierengäste, die sich ihren Weg durch die Kundgebung und Performances bahnten. “We wanna have a big part of it, like everybody else.” richtete sich Sheri Avraham empowernd auch an Kolleg:innen. Dafür werden Künstler:innen, Kulturarbeiter:innen und ihre Interessenvertretungen weiterhin gemeinsam kämpfen.

„Wir fordern von den künftigen politischen Entscheidungsträger:innen, dass sie sich endlich der Situation von Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen annehmen. Denn im Gegensatz zu den Künstler:innen in und vor der Oper bietet die Politik in dieser Hinsicht ein unwürdiges Schauspiel“, so Nadja Puttner abschließend.

Die Aktion wurde unterstützt vom Kulturrat Österreich sowie von der IG Freie Musikschaffende.