In jeder Ausgabe wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrift – type gesetzt, diesmal in der PAG Demokratie (Ryoichi Tsunekawa, 2008). Als Vorlagen für diese dienten Propagandaposter im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts. Verleger ist Prop-a-ganda, eine in Japan ansässige Schriftenschneiderei. Andere ihrer Schriften sind PAG Revolution, PAG Brigade, PAG Libre, PAG Syndicate, PAG Liberta etc. Sie scheinen mögliche linke Inhalte in der Schrift zu ästhetisieren. Auffallend ist, dass alle Schriften nur in Versalien oder Majuskeln (Großbuchstaben) existieren. Und darin besteht eine der polemischsten Auseinandersetzungen mit dem potenziell Politischen in der Schrift überhaupt. Unser Alphabet, oder besser gesagt, unsere Alphabete stammen aus zwei sehr unterschiedlichen Epochen der Entwicklung der Schrift, was das Lesenlernen erschwert. Die Großbuchstaben stammen aus der Römerzeit und waren vor allem als Grabinschriften in Verwendung. Diese Monumentalschrift ist aufgrund der identischen Höhe schwer lesbar. „Sie ist nicht da zum Lesen, sondern zum Staunen” (www.mwellner.de/2010/01/14/gros-und-kleinschreibung). Die karolingische Minuskel (Kleinbuchstabe) stammt aus der Zeit von Karl dem Großen. Diese Gebrauchsschrift diente als Verwaltungsschrift. Erst in der Renaissance wurden diese beiden Alphabete zusammengeführt und kamen in der neuen Erfindung des Buchdrucks zum Einsatz. Otl Aicher (1922–1991) lehnt prinzipiell GROSSBUCHSTABEN AB, DA DIESE REIN REPRÄSENTATIVEN CHARAKTER HABEN. Für ihn geht es um Definitionsmacht: eine demokratische gesinnung verlangt eine konsequente kleinschreibung. Otl Aicher ist das politische gewissen der typographie in nachkriesgsdeutschland.