Zur Schrift Error

In jeder Ausgabe wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in der Error von Marcio Hirosse aus São Paulo (2010). Die freie Error basiert eindeutig auf der Arial. Aber mehr als über diese zu schreiben, möchte ich über Druckfehler, „Schmutz“-Typografie und „Abfall“ reden. Es gibt einen Fehler im Druckverfahren, der „Partisan“ heißt (auch Butzen oder Popel genannt) und als der Punkt auf dem i im Titel dieser Ausgabe abgebildet ist. Normalerweise handelt sich um einen „Fremdling“ im Offsetdruck, ein Verfahren, durch welches z.B. dieser Bildpunkt entsteht. Es handelt sich um Fremdkörper, die sich auf der Druckform festsetzen und zu Fehlstellen im Druck führen (sie schauen wie kleine Ringe aus). Unter dem Begriff „Grunge“ entstand in den 1990er Jahre eine Typografie-Schule, die auf dem Fehler, dem Kasualen und dem Kuriosen basierte, so wie der Umschlag dieser Ausgabe. Deren Guru war David Carson mit der Zeitschrift Raygun. Es war eine Rebellion gegen die Genauigkeit von Computern, die aber auch nur durch diese möglich war. Grunge-Typografie scheint vorbei zu sein, sagt Sharan Shetty. Anscheinend erleben wir wieder eine Renaissance des klaren, lesbaren, rationellen (ökonomischen?) Design. Leitsysteme sind in. Aber anstatt einen Stilstreit zu führen, sollten wir vielleicht ganz einfach PartisanInnen des Ästhetischen werden und uns gewissermaßen verweigern, so viel zu produzieren, zu konsumieren und zu designen. Ressourcen schonen, von der Kunst bis zur Architektur, soll heißen, weniger drucken, weniger bauen und weniger gestalten.


Toledo i Dertschei sind Eva Dertschei und Carlos Toledo. Als Gestalter_innen beschäftigen sie sich in unterschiedlicher Form mit Schrift, Sprache und Sprachpolitik. In dieser Glosse im Bildpunkt wird jeweils eine andere Schrifttype vorgestellt und in Bezug zum Thema des Heftes gestellt.