In jeder Ausgabe des Bildpunkt wird der Titel des Schwerpunktthemas in einer anderen Schrifttype gesetzt, diesmal in Clarendon (Robert Besley & Benjamin Fox, London 1842). Sie gilt als die erste registrierte Schrift überhaupt, war sehr populär und wurde häufig kopiert. Robert Indiana verwendete 1964 die Clarendon für eine Weihnachtskarte des MOMA NY, worin LOVE in zwei Zeilen zu lesen war. Sein O darf sich fallen lassen. Es ist gekippt. Von diesem ikonenhaften Schriftzug ausgehend folgten Plakate, Wandteppiche, Ringe, Briefmarken bis hin zu Skulpturen, auf deren Serifen
des Es man sich im Schatten ausruhen kann. Weitere benutzbare typografische Skulpturen sind z.B. das Denkmal für die Verfolgten der NS-Militärjustiz in Wien, gestaltet von Olaf Nicolai, errichtet 2014. Ein weiteres bekanntes typografisches Denkmal ist NEWBORN in Pristina, gesetzt 2008 in DIN-Schrift. Initiiert vom Werbefachmann Fisnik Ismaili, als Ausdruck der nationalistischen Ansichten der neuen Republik. Zur Unabhängigkeit Kosovos durften alle Bürger:innen ihre Unterschrift darauf anbringen. Anders in Klagenfurt/Celovec, wo wir 2007 ein Denkmal zur Mehrsprachigkeit vor dem Bezirksgericht aufgestellt haben, in Helvetica gesetzt: „Je on dober sodnik? / Ist er ein guter Richter?“. Das Sitzen, das Setzen und das Gesetz wurden darin historisch reflektiert. Almut Rinks Kunst am Bau „I’m we, we’re me“ ist eine demokratische Intervention am Bundesgymnasium Zehnergasse in Wiener Neustadt, ausgeführt 2014 in der Schrifttype Myriad. Schüler:innen benutzen das WE gerne zum chillen.