Seit zehn Jahren agitiert W.A.G.E. (Working Artists and the Greater Economy) für eine einzige Forderung. Wir fordern von nicht-kommerziellen Kunstinstitutionen Künstler*innen für die Arbeit zu bezahlen, für die sie unter Vertrag genommen werden. Während unsere Kampagne als epischer Akt einer Dauerperformance zusammengefasst werden könnte, ließe sie sich gleichermaßen als ein inkonsequentes Herumjustieren an einer Industrie abtun, die eigentlich einer strukturellen Reform bedarf. Beides trifft nicht zu, denn W.A.G.E. ist kein Kunstwerk und kein inkonsequentes Herumjustieren würde zehn Jahre dauern.
Unsere Forderung war nie auf ein Gehalt (wage) ausgerichtet – die Forderung wurde für Honorare (fee) erhoben und steht in der Tradition von Künstler*innen, die sich in den USA seit den 1930er Jahren für die Bezahlung von kultureller Arbeit einsetzen. Wir sehen den gegenwärtigen Kampf für die Kompensation von nicht durch Gehalt abgedeckte Arbeit als Teil eines größeren Kampfes aller auftretenden Künstler*innen, die Inhalte bereitstellen, ohne über Standards für Bezahlung oder effektive Mittel zur Organisierung zu verfügen.
Ein Künstler*innenhonorar ist bloß der Preis für Arbeit. Sie kann nicht für die Zeit oder das Material in Rechnung gestellt werden, die es braucht, um Kunst zu machen. Wir definieren es als die erwartete Bezahlung für die zeitlich gebundene, transaktionale Beziehung, die mit einer Institution eingegangen wird, um Inhalt zu erzeugen. Dieses Honorar bezieht sich nicht auf die Arbeit zur Herstellung von Inhalt und es ist auch nicht für den Inhalt selbst – es ist für dessen Bereitstellung. Es ist für die Arbeit, mit einer Institution zu arbeiten.
Ein W.A.G.E-Honorar ist der Preis für die Arbeit, die von Arbeiter* innen geleistet wird. Wir haben uns entschlossen, unsere eigenen Preise zu machen, weil es keine gab, und wir haben das W.A.G.E.-Zertifikat als Werkzeug entwickelt, das Institutionen zur Selbstregulierung verwenden können, denn wir arbeiten in einer unregulierten Industrie, die hart für den deregulierten Kapitalismus arbeitet.
Es hat sich gezeigt, dass es in einer Industrie, die um das Profitieren von unbezahlter Arbeit herum organisiert ist, mehr als eines Zertifizierungsprogammes bedarf, um die Dinge nicht aus dem Ruder laufen zu lassen – es braucht Künstler*innen, die sich gemeinsam als Belegschaft mobilisieren. WAGENCY ist unser Vorschlag, unseren Einfluss zu kollektivieren und uns um die Forderung nach Bezahlung herum selbst zu organisieren. Wir haben WAGENCY für Künstler*innen entwickelt, die Geld verdienen müssen, um zu überleben und die sich weigern, eine milliardenschwere Industrie durch ihr Ausgebeutetwerden zu unterstützen.
WAGENCY ist eine transaktionale Plattform, die es erleichtert, eine faire Bezahlung künstlerischer Arbeit im nichtkommerziellen Sektor zu gewährleisten. Es stattet Künstler*innen mit digitalen Mitteln und der notwendigen kollektiven Handlungsmacht aus, um W.A.G.E.-Honorare oder Inhalte gegenüber Institutionen zurückzuhalten, wenn sie sich weigern, entsprechend der W.A.G.E.-Standards zu bezahlen. Statt eines koorodinierten Streikmechanismus‘ schafft WAGENCY eine Grundlage individueller Boykottmaßnahmen, die zu jeder Zeit eingesetzt werden können. Es ist dezentralisiert, von den Ar- Was ist WAGENCY? Künstler*innen, wir haben das für Euch gemacht. W.A.G.E. (Working Artists and the Greater Economy) beiter*innen selbst betrieben und gestaltet, um Künstler*innen maximale Handlungsmacht in den sich wandelnden Tauschbeziehungen der Industrie zu verschaffen
W.A.G.E. agitiert für die gesamte Umverteilung der Ressourcen innerhalb der Kunstindustrie und schlägt Formen der Gewerkschaftsgründung vor, die auf individueller Selbstorganisierung basieren und in kollektiven Kämpfen verankert sind, die klassenübergreifend stattfinden müssen. Die Forderung, bezahlt zu werden, ist eine politische Forderung! Mach mit bei WAGENCY (info(a)WageForWork.com)!
W.A.G.E. (Working Artists and the Greater Economy) ist eine 2008 in New York gegründete Organisation von Aktivist*innen, die sich für nachhaltige ökonomische Beziehungen zwischen Künstler*innen und Institutionen einsetzt.
Aus dem Englischen übersetzt von Jens Kastner.