Cantina Corazón (CC) ist auf die Einladung hin entstanden, eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Gerardo Montes de Oca für die Wienwoche 2016 zu gründen und sich dem Konzept des Festivals zu widmen: die Liebe, die Freund*innenschaft und die Verbundenheit als politische Kräfte zu feiern. CC ist als Raum gedacht, in dem Logiken und Formen kolonialer Unterdrückung und materieller, politischer und psychosozialer Grenzen angegangen werden. Den Schwierigkeiten, die mit dem Versuch einhergehen, einen Raum zu schaffen, in dem sich die vielfältigen migrantischen Erfahrungen von Repression und Kampf treffen, ausdrücken und gegenseitig zuhören können, will CC mit den Mitteln des Feierns und der Ironie begegnen. Eine der Performances war unser dekoloniales Tarot, das von verschiedenen Positionen aus auf die Spannungen und Problematiken verwies, die damit einhergehen, dekoloniale Subjekte zu sein und auf die multiplen Re-Lektüren, die sich von solchen Körpern und Positionen in Wien entwickeln lassen.
Friendship and Other Ships / Freundschaft und Andere Schäfte. Freja Bäckman arbeitet hauptsächlich in unterschiedlichen Formen von Gruppen – die Zusammenarbeit mit anderen istnicht nur ihre bevorzugte Arbeitsweise, sondern auch ein zentrales Thema ihrer Arbeit. Bäckmans Forschung fokussiert die Frage, wie wir zusammenarbeiten können und wie solidarische, lang andauernde Arbeitsbeziehungen in einer projektbasierten (Kunst-)Welt umgesetzt werden bzw. umgesetzt werden können. Wenn über Zusammenarbeit gesprochen wird, sind Freund_innen und Freund_innenschaft für Bäckman zentrale Begriffe: Die Texte, in denen wir uns wiederfinden, die Ideen, in denen wir leben, die Räume, die wir teilen. „The word feminist is the base for a somewhat hidden message.“ є, Ŧ, ΐ, Σ, п, ∫, †. Das „Friendship“ Tattoo wurde in Zusammenhang mit dieser Ausgabe von Bildpunkt gemacht, mit Glyphen, die Vela Arbutina für das nGbK Projekt No play Feministisches Trainingcamp (2016) konzipiert hat. No play ist ein Projekt von Annika Högner, Clara Lopez Menendez, EnnaGerin, Freja Bäckman, Merja Hannikainen, Vappu Jalonen. Die Gruppe arbeitet seit 2011 zusammen, gemeinsam mit Bogg Johanna Karlsson.
Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums trafen sich die Freund*innen der IG Bildende Kunst und gestalteten die Bildstrecke dieser Ausgabe. Sie recherchierten zur Geschichte der Interessenvertretung und stießen auf Dokumente, Kunstwerke, Fotos und Zeitschriften. Eine kleine Auswahl bildet in diesem Heft einen Querschnitt in der historischen Matrix des selbstorganisierten Vereins zwischen (Kultur)Politik, zeitgenössischer Kunst und Aktivismus. Ab 1954 organisierten sich bildende Künstler_innen in einem Aktionskomitee, um gemeinsam ihre Interessen zu vertreten und gründeten 1956 den Berufsverband der bildenden Künstler Österreichs (BVÖ). Konkret kämpften sie damals um eine Änderung im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz, dessen Beiträge kaum leistbar waren. Der Kampf um soziale Rechte von Künstler_innen hat auch 60 Jahre danach nicht an Aktualität verloren und so steht die Ausstellung in der Galerie IG Bildende Kunst unter dem Titel Pay The Artist Now! Wir fordern: Freiheit der Kunst! Recht auf soziale Rechte! Bleiberecht für alle! Gleiche Rechte für alle!