Jede Ausgabe des Bildpunkt begleiten drei künstlerische Beiträge, die als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des Heftes zu verstehen sind.
Edna Bonhomme zeigen in der Bildstrecke Ausschnitte aus zwei jüngeren Arbeiten. To be black, free and (en)raged (2020) ist eine Hommage an Schwarze Frauen und nichtbinäre Personen, die für die Befreiung von Kolonialismus und Sklaverei gekämpft haben. Die Film-Kollage ist eine Reflexion der Schönheit, Absurdität, des Ungehorsams und Scharfsinns, aber auch des Verlusts, der Trauer und Hilflosigkeit dieser Personen und Kämpfe, denen mit Politiken der materiellen, ideologischen und technologischen Wiederherstellung begegnet werden kann. In der Ausstellung Mobile Fragments (2021, mit Luiza Prado) im feministischen Ausstellungsraum Ariel in Kopenhagen nahmen Bonhomme für ihren Beitrag Tending to Our Wounds ihre eigene Unfruchtbarkeitsdiagnose zum Ausgangspunkt. Mit einem Klang-Essay, einem Quilt, Reproduktionen von Aufnahmen von ihrem Uterus und Worten weisen sie zugleich auf das angespannte Verhältnis von Medizin und dem Schwarzen Körper hin, sowie auf die spezifischen Auswirkungen von diskriminierenden Praktiken im Gesundheitssystem auf Schwarze Menschen mit Gebärmüttern.
Auf dem Mittelposter ist ein Selbstportrait von Diego Nuñez zu sehen. Nuñez, 1992 in Buenos Aires geboren, arbeitet als Fotograf, Stylist und Model. Das Foto ist teil einer Reihe von Selbstporträts, die zur Reflektion und genaueren Wahrnehmung dessen dienen soll, was wir in den Medien sehen. Wer wird gezeigt, wer ist sichtbar und wer kann sich wie mit dem Gezeigten identifizieren oder nicht identifizieren?
Das bevorzugte Medium von Robert Gabris ist die konzeptuelle Zeichnung. Er experimentiert mit ihr und treibt Formen an ihre Grenzen. Seine Arbeiten sind meist autobiographisch, ein kontinuierliches und obsessives Suchen nach genauer Proportion und Symmetrie. Gabris ist in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren. Er lebt und arbeitet in Wien. Gabris gehört den Roma an, definiert sich aber nicht als Roma-Künstler. Er setzt sich künstlerisch mit marginalisierten Gesellschaftsgruppen auseinander, mit diversen und veränderlichen Identitäten, dem queeren Körper und seiner Existenz in verschiedenen physischen und geistigen Körpern, im Verhältnis zu einer normativen Gesellschaft und ihren Grenzen. Die Zeichnung Landscape of Excretion, die auf dem Backcover zu sehen ist, ist eine anatomische Zeichnung von Gabris Verdauungsorganen. Er seziert dieselben als Ausscheidungsorgane und beschreibt sie als anatomische Landschaften seines Körpers, mit denen er den Ausschluss aus seinem Heimatland thematisiert.