Drei künstlerische Positionen begleiten jede Ausgabe des Bildpunkt und sind als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des Heftes zu verstehen.
Ein Teil von Šejla Kamerić neuester Arbeit Summerisnotover ist in dieser Ausgabe auf dem Poster zu sehen. Summerisnotover (2014) ist eine Posterserie, die sich im allgemein ausgerufenen Gedenkjahr an den Beginn des Ersten Weltkrieges mit der Frage beschäftigt, wie heute mit Krieg und Kriegszuständen umgegangen wird. Während in der vorherrschenden bildbasierten Kommunikation Bilder als Wahrheiten verhandelt werden, fragen die in der Serie verwendeten Ausschnitte aus Fotografien in Kriegsgebieten danach, welche Informationen über diese sensationelle Ebene überhaupt vermittelt werden. Die bis ins Abstrakte gewandelten Details von verschiedenen Explosionen werden mit Sätzen kontrastiert, die in diversen social media als hashtags verwendet werden. Dass Kameric´ hier vor allem Phrasen verwendet, die sich mit Sommerfrische und Urlaubsphantasien beschäftigen, hängt auch damit zusammen, dass Kriege – jedenfalls in Regionen mit sehr kalten Wintern und bei strategisch geprägten Voraussetzungen – oftmals im Frühling oder Sommer begonnen werden. Wer nimmt jedoch diese Kriegsgeschehnisse überhaupt wie wahr?
Ronen Eidelmann lädt auf der Rückseite des Heftes dazu ein, die Bewegung für einen jüdischen Staat in Thüringen, Medinat Weimar, zu unterstützen. Jüdisch wird hier nicht über Abstammung und Blutsverwandtschaft definiert, sondern durch „Solidarität in Geist, Kultur, gemeinsamer Geschichte und gemeinsamem Schicksal“. Unter den Dreizehn Prinzipien des zu gründenden Staates findet sich auch die Annahme, dass das Medinat Weimar eine wichtige Rolle in der „Heilung von Antisemitismus, Schuldabwehrantisemitismus, problematischen Formen des Philosemitismus, von deutschem und jüdischem Selbsthass und den fortwährenden Konflikten zwischen jüdischen, arabischen und muslimischen communities“ spielen kann. So wird Medinat Weimar eine – mit ins Absurde überführten Darstellungen nationalistischer, antisemitischer, neoliberaler und zionistischer Argumente arbeitende und somit ironisch gebrochene – utopische Vorstellung eines neuen Staates, der seinen Bürger_innen nicht nur das Recht auf self-determination und self-definition, sondern auch auf selfredetermination und self-redefinition zugesteht. Ein Staat für den Exodus.
Die Bildstrecke zeigt diverse icons, die von Katherine Ball, Katarzyna Winiecka und Imayna Cáceres mit Refugee Protest Vienna entwickelt wurden. Sie wurden und werden als Teil von öffentlichen Installationen, als Poster und Flyer verwendet, und setzen mit Flucht verbundene Situationen, Instrumente, Gefahren ins Bild. So funktionieren sie als Interventionen in den öffentlichen Raum und prägnantes Kommunikationsmittel, um Forderungen der Refugee Bewegungen nicht nur in Wien Gewicht und Nachdruck zu verleihen. Solidarize with the Refugee Protest Vienna!
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