Künstlerische Positionen: climate justice

Drei künstlerische Beiträge begleiten jede Ausgabe des Bildpunkt und sind als eigenständige Kommentare und Reflexionen zum jeweiligen Thema des des Heftes zu verstehen.

Amy Balkins meist partizipativ und langfristig angelegte Arbeiten behandeln Raumpolitiken, Eigentumsverhältnisse und Umweltgerechtigkeit. So das Klimaarchiv A People’s Archive of Sinking and Melting, die Technosol Library, die Böden markiert, welche aus von Menschen geschaffenen Materialien bestehen, Invisible-5, eine Audiotour zu Umweltgerechtigkeit auf der Autobahn I-5 in Kalifornien, und eine Reihe von öffentlichen Dauer- und Video-Lesungen aus Klimaberichten. Auf der Rückseite zeigen wir Public Smog over Los Angeles aus dem Projekt Public Smog (2004- ), das darauf abzielt, einen „Park in der Atmosphäre“ mit guter Luftqualität einzurichten, indem Emissionskompensationen aufgekauft und somit umweltverschmutzenden Industrien entzogen werden (http://www.publicsmog.org/). Public Smog wurde 2004 in der Sommersmogsaison über dem South Coast Air Quality Management District eröffnet, der Los Angeles und Orange County umfasst. Balkins Arbeiten wurden vielfach ausgestellt und veröffentlicht, etwa bei der dOCUMENTA(13) und in Decolonizing Nature (Sternberg).

Das Poster zeigt eine Arbeit von Ravi Agarwal, der sich als Fotograf und Künstler, Aktivist, Autor und Kurator mit den verflochtenen Verhältnissen der Natur, jenseits einer kommodifizierenden und ausbeutenden Perspektive beschäftigt. Seine Arbeiten reichen von Langzeit-Dokumentationen zu konzeptuellen und performativen Ansätzen. Auf dem Poster ist ein Bild der Serie Coal zu sehen, in der Kohle bildlich und textuell in ihren Kontext gesetzt wird. Agarwal ist Mitbegründer und Direktor der NGO Toxics Link und der Shyama Foundation, die künstlerische und ökologische Praktiken in Indien unterstützt. Er hat mehrere Fotobücher veröffentlicht, so etwa Down and Out (2002) zu migrantischer Arbeit in Indien oder Multispecies Speculations und Growing Lexicon (beide 2022). Auch veröffentlicht er regelmäßig Texte zu den Themen Kunst und Nachhaltigkeit, Klimawandel und Klimagerechtigkeit.

Amanda Piña ist eine chilenisch-mexikanisch-österreichische Künstlerin, die zwischen Wien und Mexiko-Stadt lebt. In ihrer Arbeit gibt sie der politischen und sozialen Kraft von Bewegung, die auf indigenen Wissensformen beruht, Ausdruck. Piñas choreografische und tänzerische Forschung rund um das, was sie als Human Movements in Danger of Extinction bezeichnet, ist in Theatern, Galerien und Museen in verschiedenen Teilen der Welt gezeigt worden. In der Bildstrecke zeigt sie Bilder aus dem Projekt Escuela de las Montañas y las Aguas (Schule der Berge und Gewässer), in dem Berge als lebende Körper anerkannt werden, die aktiv an der Reproduktion von Wasser teilhaben. Die Schule, die besondere politische Brisanz hat, da sie an einem Ort entwickelt wird, der durch die Ausweitung des transnationalen Bergbaus in der Region zerstört werden wird, wurde zwischen November 2022 und März 2023 am Museo Interactivo Mirador und Centro Gabriela Mistral in Santiago de Chile umgesetzt und bestand aus den Teilen Montañas Fantásticas, Divina Presencia, Las Montañas hablan, Montañas vivas und Montañas en Resistencia. Teilnehmende konnten sich in einem fürsorglichen Verhältnis zwischen Körpern von Menschen, Bergen, Gletschern und Wasser üben.